Flash, DHTML, CSS, marquee und Professionalität

Dieser Artikel wurde Ende 2001 verfasst. Er entspricht nicht mehr vollständig meiner Meinung. Als Zeitdokument und für die generelle Grundidee ist er allerdings immer noch zu gebrauchen. Der Aufruf, Webseiten kompatibel zu gestalten kann nicht häufig genug wiederholt werden. Die Methoden dazu mögen sich geändert haben, aber das Ziel bleibt das selbe.

Heutzutage scheint jeder Webmaster danach zu streben, möglichst viele coole Effekte auf seiner Seite zu haben. Alles soll sich bewegen, verändern, morphen, oder was auch immer. "Hover"-Effekte in CSS waren nur der Anfang - heute darf nichts mehr statisch sein, wenn man ernst genommen werden will!

Gleichzeitig versuchen viele Webmaster, den gesamten Bildschirm wie ihre Seite aussehen zu lassen. Sie geben sich nicht damit zufrieden, den Inhalt des Browserfensters zu gestalten. Nein, sie bitten ihre Besucher, "Full Screen Modus" zu benutzen, oder ändern gleich das gesamte Erscheinungsbild des Browsers! Ein Extra-Cursor ist natürlich auch Pflicht.

Das ist die neueste Technologie, also kann dieses Verhalten durchaus als modern bezeichnet werden. Seiten wie diese - geschrieben in klassischem HTML - sind "altmodisch"! Aber ist "modern" auch immer besser?

Das erste Argument dagegen bezieht sich auf den Inhalt. Abandonware-Seiten sind über klassische Spiele. Hatten diese 3D-Rendergrafiken und Surround-Effekte? Nein. Machen sie trotzdem riesigen Spaß, sind sie Meisterwerke? Ja. Form und Inhalt sollten zusammen passen, sie sollten so miteinander verschmelzen, dass sie untrennbar werden! Kaum möglich mit "kewlen fx".

Als Zweites kommt Besucherkomfort. Webmaster tendieren dazu, möglichst viele Designtricks auf ihren Seiten einzubauen. Scheint so, als würden sie sich dadurch besser fühlen, weil sie es geschafft haben, ein Script, das sie irgendwo gefunden haben, einzubauen. Aber genau diese Webmaster mögen plötzlich keine lange ladenden Effekte mehr, wenn sie zu Besuchern werden! Plötzlich beschweren sie sich über genau die selben Dinge, die sie selbst tun! Ohne den Zusammenhang zu erkennen allerdings. Also: Bevor ihr nächstes Mal ein Java Applet benutzt, denkt bitte auch an die armen Besucher mit langsameren Verbindungen.

Das Selbe gilt auch für aufwendige Flash-Animationen. Flash wird immer mehr und mehr benutzt. Manchmal sogar als Hintergrund zum Text oder an anderen auffälligen Stellen. In machen Fällen sehen diese Animationen sogar richtig gut aus! Aber sind sie auch wirklich das Richtige zur dauernden Anzeige auf einer Webseite? Habt ihr schonmal versucht, etwas zu lesen, während eine große Party vor eurer Nase stattfand? Ja, es lenkt die Aufmerksamkeit ab, wenn sich dauernd etwas bewegt und Geräusche ausstößt!

In den meisten modernen Betriebssystemen kann man das Aussehen anpassen. Viele Windows-Benutzer z.B. wählen extra die Farben ihres "Desktops"s aus. Aber dann kommt ein Webmaster und denkt, er müsse die ganze Welt zu seinen Farben bekehren! Also ändert er die Farbe des Scrollbalkens, die Browsericons und so weiter, und so weiter. Und er ist so stolz. Aber was er eigentlich getan hat ist, ein durchdachtes Farbschema zu zerstören! Niemand wählt einfach Farben nach Zufallsprinzip - man hat schon seine Gründe, wenn man genau diese Farben in dieser Kombination nimmt! Wer gibt einem Webmaster eigentlich das Recht, diese Entscheidung einfach "aufzuheben"?

Aber das Wichtigste ist sicherlich Kompatibilität! Nicht jeder hat das Flash-Plugin installiert. DHTML wird von jedem Browser anders interpretiert. CSS 2.0 wird von keinem Browser komplett unterstützt - die Effekte, die man manchmal sieht (und manche davon sind sogar so gewollt), sind häufig einfach nur Fehler in der Browserinterpretation! Manche Browserfirmen (heutzutage vor allem Microsoft) erfinden auch einfach "HTML-Erweiterungen", d.h. nicht-offizielle Tags (wie z.B. marquee), und es gibt immer genug Leute, die diese kritiklos benutzen. Manchmal sogar ohne das Bewusstsein, dass andere Besucher noch nicht einmal sehen werden, was sie geplant hatten!

Wo ist der Sinn eines tollen Designs, wenn nicht alle es benutzen können? "Aber der Internet Explorer ist doch der vorherrschende Browser", mögen manche sagen. Na und? Wie würdet ihr euch fühlen, wenn jemand sich plötzlich entschließen würden, JSSS (JavaScript Style Sheets - Netscapes alte Methode zu DHTML) auf seiner Seite zu benutzen, und ihr deshalb plötzlich nicht mal mehr den Text lesen könntet? Ihr wärt beleidigt. Und das aus gutem Grund! Aber warum ist es andersherum tägliche und anerkannte Praxis?

Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Leute, die nur einen Browser installiert haben (oder ihre Seiten nur mit einem testen) nicht das Recht haben, sich Webmaster zu nennen! Webmaster zu sein bedeutet, einen Service anzubieten. Würdet ihr etwas in einem Geschäft kaufen, in dem nur Menschen mit weißer Hautfarbe bedient werden? Ja, das ist Diskriminierung - und es passiert im Internet jeden Tag!


Deshalb habe ich all dieses nicht bei diesem Design benutzt. Die Seite ist komplett in normalem HTML geschrieben. Sie wurde mit Netscape 4.7, Netscape 6, Mozilla 0.91, Opera 5.11 Internet Explorer 5.5 und sogar Lynx getestet (Ergänzung: Dies bezieht sich auf das vorige Design, das jetzige wurde sogar noch ausführlicher getestet)! Und sie sieht in allen identisch aus - außer dem textbasierten Lynx natürlich, in dem es nicht identisch aussehen kann, aber trotzdem perfekt funktioniert! Falls es Probleme mit einem hier nicht aufgeführten Browser geben sollte, werde ich mein bestes geben, das Problem zu beheben. Das ist ein Versprechen!

Zum Schluss noch ein Gedanke: Was ist eigentlich professionell? Die neuesten Technologien zu nutzen, um etwas cool aussehendes zu machen? Oder verschiedene Sachverhalte mit einzubeziehen, um das Resultat so gut für möglich für alle zu machen? Ein kurzer Blick auf riesige kommerzielle Seite wie ebay oder Yahoo sollte das beantworten.

Aber das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass alle ihre Seite so langweilig machen sollen wie die! Es ist nur auch möglich, ein persönliches und einzigartiges Design mit den grundlegenden Methoden zu machen. Und wenn man bedenkt, was die Meisten tun, hat das im Endeffekt sogar mehr persönlichen Touch...

Mr Creosote

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