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Übersetzung: Bermuda Syndrome

Posted at 15:12 on March 3rd, 2010 | Quote | Edit | Delete
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Deceased Gumby
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OK, habe mich mal an eines der eher schwierigen Reviews gewagt. Ich habe mir Mühe gegeben den ursprünglichen Humor mitzuübersetzen und, wo es ging, deutsche Äquivalente zu finden (am schlimmsten war wohl cheeky-> cheesy, lässig-> lächerlich und die gunslinger eyes mit denen ich mit "starren Blick" eh nicht ganz zufrieden bin).

Quote:
Plattenhüllen und Spieleschachteln haben eines gemeinsam, insofern, als dass einem ein besonders gutes Design dazu veranlassen kann die Platte/das Spiel zu kaufen ohne es vorher ausprobiert zu haben. So kam ich zu The Virgin Prunes "If I die, I die", das absolut grottenschlecht ist, und Bermuda Syndrome, das großartig unterhaltsam ist.

Zuallererst: die Verpackung[1] wirkt wie gut gemachte Arbeit. Keine billigen Beilagen oder Porto-zahlt-nicht-der-Empfänger Fragebögen (die ich nie ausfülle weil deren Alterskategorien normalerweise bei der 21-30 Grenze aufhören), die allesamt den Mangel an Handbüchern und Goodies zu verbergen versuchen. Diese hat ein CD-Booklet mit allen Befehlen und anderen Infos, hier hat niemand versucht einen Groschen beim Drucken zu sparen.

Die CD braucht nur wenig Speicherplatz für das Spiel selbst, das sicher unter allen Windows-Versionen, beginnend mit 3.1 bis 98SE (inklusive), gespielt werden kann. Keine Real-Filme, und die Zwischensequenzen fügen sich alle nahtlos ins eigentliche Spielgeschehen ein. Der Rest der CD besteht aus einem Musik-Track, der auf gewöhnlichen Audio-CD Geräten abgespielt werden kann. Ich bezweifle, dass sich irgendjemand diesen orchestralen Soundtrack um seiner selbst willen anhören wird, aber er passt perfekt zur Atmosphäre.

Zu Beginn sieht man ein paar gut gerenderte Szenen von einem US-Airforce Flugzeug aus dem zweiten Weltkriegs beim Abheben, ein wenig herum fliegen, eine kurze Kampfsequenz und einen Absturz, welcher angeblich auf irgendeiner Insel passiert, die von früheren Kartographen übersehen worden ist. Anderseits sind das die 1940er, also wer weiß? All das geschieht natürlich in irgendeinem Gebiet[2], das mit den "Geheimnissen" des Bermuda-Dreiecks verbunden ist, daher der Titel. Was das Syndrom ist, habe ich nie herausgefunden, aber es klingt ganz gut.

Zeit für die erste - und letzte (wenn man das Ende nicht mitzählt) - Enttäuschung. Der abgestürzte Pilot heißt Jack. Jack trägt ein pastellfarbenes Muskelshirt samt Jeans. Und Jack spricht. Ehe ich mich diesem ominösen Punkt zuwende: Was für ein Zweiter Weltkrieg US Pilot fliegt herum und schaut dabei wie ein Besucher eines Bruce Springsteen Konzerts aus? Nebenbei bemerkt bewegt sich Jack auf eine Art und Weise, dass sich einem, in Kombinaton mit seiner Föhnfrisur und seinem Draufgänger Outfit, der sehr starke Eindruck bietet, als käme er gerade von einem Stelldichein mit einem der in Leder gekleideten Gentleman aus der "Blue Oyster".

Egal, das ist nicht das Problem. Du denkst "cool" macht sich durch lässige (intuitiv hatte ich hier "lächerliche" geschrieben) Sprüche klopfen, ähnlich einem Pillen einwerfendem Tony Danza, bemerkbar? Hast du jemals einen Asiaten gehört, der versucht hat als Amerikaner duchzugehen? Gab es bei euch an der Schule einen großen, gut aussehenden (wenn man auf ein breites Kinn und einen starren Blick steht) Kerl, der gut im Sport war, auf den alle Mädchen aufmerksam waren, der aber scheinbar die Gesellschaft anderer Jungen, die genau wie er waren, bevorzugte? Das ist Jack. Was das Mädchen anbelangt: Sie hat einen russischen Namen und einen schlecht gefälschten "französischen" Akzent. Irgendwer wollte die Tatsache betonen, dass dies eine exotische Frau erster Klasse ist. Dieser jemand hat kläglich versagt.

Also haben wir, dank Jacks stark beschränktem Vokabular, seinem trägen Verstand (es braucht eine ganz schöne Weile sich durch die in den Dialog-Feldern angebotenen strohdummen Antworten durch zuarbeiten, ehe man etwas findet das nicht zu kindisch klingt) und der einen nackten Brust (obwohl man sie immer nur auf der abgewandten Seite sieht, und sie nicht allzu detailliert ist) der Eingeborenen Prinzessin, herausgefunden, dass die ursprüngliche Zielgruppe der Entwickler der pickelige Dreizehnjährige von nebenab ist. Es ist nicht wichtig, aber das Spiel kann ohne diese Art von Unfug auskommen (ich meine die Sprache, die Brust darf bleiben).

Nachdem man die Prinzessin davor bewahrt hat Prinzessinnensalat für eine Art T-Rex zu werden (man wird in diesem Spiel noch viel mehr Dinos treffen, habe ich vorher zu erwähnen vergessen), beginnt das eigentliche Spiel. Ich werde hier nicht das ganze Ding durchgehen, weil's sonst noch was verdorben wird. Es reicht zu erwähnen, dass die Kombination aus Platformer-, Action- und Rätsel-Elementen sehr gut funktioniert. Nichts ist zu schwer (jeder komplizierte Kram würde möglicherweise die Atmosphäre zerstören und den Rythmus unterbrechen) und das Spiele-Interface ist schlank und effektiv.

Die Grafiken sind 2D, und schön in einem Stil den ich sehr mag. Vergleichbar mit Diablo, Crusader oder Baldur's Gate ohne die isometrische Perspektive. Die vielen animierten Teile (Wasser, Pflanzen, Gegenstände, Jack, wenn er sich langweilt) laufen so flüssig wie es nur geht, und ich kann mich erinnern, dass sogar auf meinem alten 486er DX2 keine Stotterer oder anderer Übergangs-Schluckauf auftraten. Die Hintergründe sind auch hübsch. Es ist beinahe schade, dass das Spiel keine Adventure-Elemente hat, weil man beim Erkunden der Landschaft und der Mauerwerke eine Menge Spaß haben hätte können.

Die Handlung ist simpel: Rette den König vor einem bösen Einfluss in Form des hinterhältigen Hauptmanns der Wache. Man geht durch Wälder, unterirdische Hallen (keine Labyrinthe, zum Glück), Ebenen, antike Städte, usw. Und man schwimmt ein wenig. Das Spiel ist in diesem Punkt (ein paar Minuten Atem) realistisch und in einem anderen: Dem Nachladen des Gewehrs, Patrone für Patrone, genauso wie man es trocknen lassen muss nachdem man im Wasser war.

Die Gegner sind nicht allzu zäh, und die meisten Taktiken bestehen bloß aus dem richtigen Timing. Zumindest an einem Punkt, vielleicht zwei, kann man ernsthaft stecken bleiben (und ernsthaft zornig werden, wenn man sein Spiel nicht gespeichert hat). Sollte man sich an einem Strom, unter einer großen Klippe stehend, ohne der Prinzessin (die von einem Pterodactylus fortgerissen wurde) wiederfinden, ist man am Ar***.

Am Ende gibt es ein wenig Schwertkämpfen, bei dem Prince of Persia Veteranen einen Nachteil haben. Die Steuerung ist gerade ähnlich genug um einen in alte Gewohnheiten verfallen zu lassen, was einen umbringt.

Der Schluss ist ein wenig enttäuschend, aber das ist eine häufiger Missstand von Spielen im allgemeinen. Ich würde liebend gerne ein abschließendes Video dessen Ausmaße die Zeit, die man in das Spiel investiert hat, wieder spiegeln sehen, d.h. zuallermindest einige Minuten (für das Video...) bei Adventures und Rollenspielen.

Wenn man will kann man das Spiel an einem Abend durchspielen, aber ich würde empfehlen bei größeren Szenewechseln (man erkennt wann diese stattfinden) zwischendurch eine Pause einzulegen, weil's ein lustiges Spiel zum wieder einsteigen ist. Wiederbespielbar ist es auch, ich denke ich habe es inzwischen 4-5 mal durchgespielt.

Abschließendes Urteil: Großartiges Spiel, trotz Billig-Film Dialogen[3]. Die Fortsetzung - die am Ende angedeutet wird - würde ich ungesehen kaufen, vorausgesetzt das gleiche Team (ohne die "begabten" Sprecher) wäre beteiligt.

PS: Bloß falls potenzielle Spieler von anderen Reviews dieses Spiels abgeschreckt worden sind: Wenn eine bekennende "nur Adventures" Seite diese Kleinod zerreißt, könnte das daran liegen, dass es kein Adventure ist. Princess Maker würde sich auf "Alf's Arcade Armageddon" auch nicht sonderlich gut machen. Hmm... Princess Maker. Das fehlt hier noch, oder...?

[1] die ursprüngliche, nicht die preisgünstigen Wiederveröffentlichungen
[2] schwer zu sagen wo, da die Flugzeuge Abzeichen der Luftwaffe tragen
[3] ein Stück ganz am Schluss ausgenommen, bezüglich des Gruß des Königs

Ähnliche Spiele
Rick Dangerous (Amiga)
Als Indiana Jones Verschnitt platformt man sich seinen Weg zum Ende des Spiels (keine erwähnenswerte Handlung oder Schurken)
+ Rick macht gelegentlich "whahahah", Jack spricht...
- weniger fesselnd, mehr Spielhallen-mäßig
= Gesamt betrachtet gleichwertig, aber aufgrund (gewaltig) unterschiedlicher Gründe
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Posted at 09:25 on March 5th, 2010 | Quote | Edit | Delete
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Reborn Gumby
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So, hat wieder ein wenig gedauert, aber ich will den Text ja auch ernsthaft durchgehen und auch dafür braucht man mal eine ruhige Minute.

Ich habe zwei kleine Änderung vorgenommen:
- "Zweiter Weltkrieg US Pilot" habe ich in "US-Pilot des zweiten Weltkriegs" umformuliert. Diese Aneinanderreihung von Nomen klingt immer seltsam.
- "got all the girls' attention" - "auf den alle Mädchen flogen" (deine Übersetzung mit der "Aufmerksamkeit" finde ich etwas zu wörtlich; im Deutschen kommt der Sinn dadurch schlecht rüber)

Was die Änderungen angeht (was natürlich für meine Änderungen in all deinen Übersetzungen gilt), so sind das natürlich nur Vorschläge. Es steht dein Name drunter, also kannst du letztlich entscheiden. Tippfehler erlaube ich mir dagegen unkommentiert einfach zu berichtigen ;)

Deine Version des "cheesy"/"cheeky"-Wortspiels gefällt mir :) Den "starren Blick" finde ich auch ganz gut; wenn du wirklich noch was Ändern möchtest daran, könnte man vielleicht in Erwägung ziehen, "Yul-Brynner-Blick" zu schreiben. Der Herr war ja für eben diesen Blick sehr berühmt (sogar sein Rollenname war in zwei seiner letzten Filme "Gunslinger"). Aber weiß nicht, wie geläufig der Name heutzutage noch ist.
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Posted at 14:51 on March 5th, 2010 | Quote | Edit | Delete
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Deceased Gumby
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Bin immer offen für Verbesserungsvorschläge und weiß es zu schätzen, wenn du dir die Mühe machst es nocheinmal sorgfältig durchzulesen. Selber übersieht man eben einfach das ein oder andere, oder ist teils schon von den vielen Anglizismen verdorben. ;) Deine Verbesserungsvorschläge machen durchaus Sinn, mit dem "aufmerksam waren" war ich eh nicht ganz zufrieden.

Was den "Gunslinger" betrifft: Die Yul-Brynner-Alternative finde ich genial! Der passt nämlich hervorragend zu Tony Danza, Bruce Springsteen und der "Blue Oyster", die ja alle Verweise auf eine ganz bestimmte, nicht mehr allzu aktuelle, Pop-Kultur sind.
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Posted at 17:50 on March 5th, 2010 | Quote | Edit | Delete
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Dr Gumby
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Also ich habe erst kürzlich ein Buch gelesen, in dem "Gunslinger's Eyes" mit Kanoniersaugen übersetzt wurde.
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Edited by T-Pow at 17:50 on March 5th, 2010
Posted at 18:39 on March 5th, 2010 | Quote | Edit | Delete
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Reborn Gumby
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Klingt auch gut, und ist sicherlich allgemeinverständlicher, als meine Variante! Was soll's sein?
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Edited by Mr Creosote at 18:43 on March 5th, 2010
Posted at 13:16 on March 7th, 2010 | Quote | Edit | Delete
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Deceased Gumby
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Kanoniersaugen triffts, als die getreuste Übersetzung, vermutlich wirklich am besten. Ist mir auch schon ein paarmal untergekommen, hätte das aber nicht gleich mit "Gunslinger" assoziiert. ;)
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Posted at 18:17 on March 7th, 2010 | Quote | Edit | Delete
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Reborn Gumby
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Hab's geändert.
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