Hunter Hunted
für PC (Windows)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
5/6
Firma: Sierra On-Line
Jahr: 1996
Genre: Action
Thema: Kämpfen / Multiplayer / Science Fiction
Sprache: English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 14842
Rezension von Mr Creosote (23.05.2015)
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3D bezieht den Spieler ja so viel direkter ein! Mit der Veröffentlichung Dooms veränderte sich die Spielewelt. Seitenscroller, die vorher die Sache überhaupt gewesen waren, und für deren Optimierung ganze Computersysteme entwickelt wurden, sahen plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes alt aus und die ganzen Spezialchips für die beschleunigte Darstellung mehrerer grafischer Ebenen und Sprites wurden zur Langeweile verurteilt. Als selbst Mario dreidimensional wurde, schien alles verloren. Alles? Nein, eine kleine Gruppe Idealisten widersetzte sich noch. Wobei es seltsam war, dass diese Rebellentruppe gerade bei Sierra – dem Inbegriff des spießigen Mainstreams – unterschlüpfte. Wer hätte das gedacht?

Doch bei aller Verachtung für diese Firma muss man doch zugeben, dass Hunter Hunted wirklich sein bestes gibt, das Immersionsproblem durch eindrucksvolle Audiovisuelle Effekte zu lösen: riesige Explosionen begleitet von passenden Soundeffekten krachen einem entgegen, die Kamera zoomt der Situation angemessen automatisch rein und raus, atmosphärische Musik donnert aus den Lautsprechern und… eine Stimme verhöhnt einen aus dem Off. Was mit dem hauchdünnen Plot über fiese Aliens, die einen Menschen und eine Art intelligenten Minotaurus entführt haben, um mit ihnen grausame Unterhaltungsspielchen im Stil von Das grausamste Spiel zu veranstalten (da verschwendet man besser nicht so viele Worte drüber).

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Spielerisch teilt es sich in recht kurze Levels auf. In der Rolle des Menschen oder des „Biests“ muss man meist einfach den Ausgang finden. Auf dem Weg durch das Labyrinth trifft man auf bösartige Monster (lebendig oder robotisch), tückische Fallen (beispielsweise vergiftete Pseudo-Powerups) und grundsätzlich verwirrende Windungen. Dann gibt es manchmal sogar noch echte Powerups, wie verschiedene Waffen, Munition, Lebensenergie oder Schilde. Oder das eine oder andere herumliegende Stück Altmetall, das sich hervorragend eignen könnte, in das im geheimen gebaute Fluchtfahrzeug eingebaut zu werden (Oh nein, da ist er wieder: der alberne Plot!).

Doch abgesehen vom Plot (diesmal wirklich, versprochen) macht Hunter Hunted wirklich Vieles richtig. Das beginnt mit der erwähnten Levelgröße, die den Genuss des Spiels „immer mal wieder zwischendurch“ ermöglichen. Ihr Aufbau begünstig meist „strategisches“ Vorgehen (soll heißen, zu entscheiden, auf welche Gegner man nun die seltenen großen Waffen verwendet oder von welcher Seite man sich heranschleicht) gegenüber reinen Reaktionsübungen. Die Labyrinthe sind nicht zu komplex. Neue Gefahren, wie beispielsweise Gegnertypen oder Fallen, werden mit sinnvoller Frequenz eingeführt und in den meisten Levels finden sich kleine Geheimnisse, die genauere Erkundung belohnen. Und dann gibt es eben noch die beiden alternierenden Protagonisten, die sich durch ihre leicht unterschiedlichen Fähigkeiten ebenfalls ausreichend unterschiedlich spielen. Vielleicht größte Stärke ist jedoch, dass man nicht steckenbleiben kann. Gelingt einem in einem Level nicht die Flucht, geht es dennoch mit dem nächsten weiter. Was Extremspielern die Motivation verderben könnte („Warum soll ich mich überhaupt anstrengen?“), aber das sollte wirklich nur eine sehr kleine Minderheit betreffen.

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Eher verschwendet erscheint dagegen die Möglichkeit der Duelle zwischen den beiden Spielfiguren, die ja immerhin sogar den Titel des Spiels ausmacht. Ironischerweise finden solche im Hauptteil des Spiels kaum statt. Ja, klar, es gibt simultane Split-Screen-Action für zwei Spieler, sowohl im kooperativen Modus wie gegeneinander, doch all das wirkt mit seiner verzerrten (!) Grafik recht lieblos obendraufgepropft. Die Einspieler-„Kampagne“ hätte durch spannende Treffen mit einem anderen (computergesteuerten) Spieler deutlich aufgewertet werden können. Dabei hätten es noch nicht einmal Levels mit dem expliziten Ziel, den anderen zu ermorden, sein müssen; leicht gegensätzliche Spielziele hätten die beiden schon automatisch indirekt aufeinandergehetzt. Mehr und immer mehr Roboter oder hässliche Monstermutanten zu töten, fällt einem ziemlich leicht. Die Gefahr, in eine Konfrontation mit einem anderen an sich unschuldigen Mitgefangenen zu geraten, hätte die Sache deutlich spannender machen können.

Trotzdem: Was im Spiel drinsteckt, braucht sich nicht zu verstecken. Natürlich fiel es völlig unter das Radar der breiten Öffentlichkeit zwischen dem hundertsten und tausendsten 3D-Shooter der Zeit. Doch sein wir mal ehrlich: An wie viele dieser kann man sich heute noch erinnern und – noch wichtiger – wie viele davon kann man heutzutage überhaupt noch ernsthaft spielen? Ihre Technologie befand sich damals noch in den Kinderschuhen und so sehen sie heute größtenteils wie absoluter Pixelmüll, teilweise unfreiwillig komisch aus. Hunter Hunted befindet sich in seinem Genre am anderen Ende des Spektrums: hochstilisiert, perfektioniert und optimiert, so wie man es gegen Ende eines vormals populären Genres erwarten kann.

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