Die Siedler II: Veni, Vidi, Vici
für PC (DOS)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
5.3/6
Weitere Titel: The Settlers II: Veni, Vidi, Vici
Firma: Blue Byte
Jahr: 1996
Genre: Strategie
Thema: Geschäftswelt / Multiplayer / Krieg / Logistik
Sprache: Deutsch, English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 9625
Rezension von Mr Creosote (09.01.2016)
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Von den Siedlern ausgehend… was könnte man da schon noch verbessern? Nimmt man diesen Nachfolger als Maßstab, wohl nicht so viel. Das Spiel dreht sich immer noch darum, funktionierende Wirtschaftskreisläufe aufzubauen, die, idealerweise, von effizienten Transportwegen unterstützt werden sollte, d.h. kurze/schnelle Lieferwege zwischen den Hauptknotenpunkten. Diejenige Fraktion, die dies am besten hinbekommt, also Zugang zu den wichtigsten Ressourcen erlangt und diese effektiv ausbeutet, steht meist am Ende als Sieger da.

Die augenfälligste Änderung betrifft die Grafik. Eines hätte das Original ganz bestimmt ruhig mehr haben können, nämlich Überblick. Trotz großflächiger Nutzung der Overscan-Bereiche des Bildschirms war es schon ein kleines Problem, dass die „Kamera“ immer ein bisschen zu nah dran war, so dass man viel scrollen musste. Der Nachfolger geht bis zu 1024x768 hinauf, was das tatsächlich löst. Die überarbeitete Bedienung tut auch gut ihren Dienst. Doch die Grafik bleibt ein zweischneidiges Schwert. Die „3D“-gerenderten Gebäude sind vergleichsweise hässlich geraten und da man praktisch die gesamte Spielzeit damit verbringt, sie zu betrachten, ist das schon ein recht großes Manko.

Nicht unähnlich verhält es sich mit den vier Völkern, denen die Parteien angehören können. Praktisch handelt es sich hierbei nur um verschiedene Grafiksets. Optisch bringen sie also Abwechslung ins Spiel, aber andererseits müssen Spieler nun in der Lage sein, vier Varianten der gleichen Gebäude rein visuell zu identifizieren; wobei einige Architekturen nicht unbedingt intuitiv sind.

Spielerisch hat sich zum Glück nicht so viel geändert. Zwei oder drei neue Gebäude wurden in die Produktionsketten eingereiht; beispielsweise benötigt man nun neben Waffen aus der Schmiede auch Bier, das man aus Wasser und Weizen braut, zur Rekrutierung neuer Soldaten. Maultiere können Waren an überlasteten Streckenabschnitten transportieren, aber zuerst muss man sie natürlich züchten (was ebenfall Wasser und Weizen voraussetzt). Nichts, was ernsthaft positiv oder negativ ins Wirtschaftssystem eingreift.

Am Kontroversesten sind vielleicht noch die neuen Katapulte. Mit Steinen beliefert können diese auf herannahende Soldaten oder, wenn sie sich in der Nähe der Grenze befinden, sogar auf gegnerische Militärstützpunkte feuern. Ein weiteres zweischneidiges Schwert. Da ein militärischer Triumph am Ende ja zwingend notwendig ist, gibt es Spielern, die keinen funktionierenden Nachschub an Waffen/Bier/Gold haben, zumindest eine winzige Chance, aus ihrer schwierigen Situation doch noch etwas zu machen. Man könnte also behaupten, es handele sich um eine sinnvolle Erweiterung, weil es es immerhin ermöglicht, eine scheinbar verlorene Partie doch noch umzudrehen. Andererseits liegt die Erwiderung nicht fern, dass bei den Siedlern Sieg und Niederlage allein von der Wirtschaft abhängen sollten, also diese Vorrichtungen den Fokus fälschlich zugunsten des Militärs verschieben.

Leider nicht einmal ansatzweise angegangen wurde das Problem, dass sich Partien gegen Ende einfach viel zu lange hinziehen. Auch wenn der Gewinner bereits lange feststeht, muss man immer noch Hütte für Hütte erobern – wovon die Computergegner viele bauen. Diese reine Fleißarbeit kann genausolange, auf großen Karten sogar länger als die anfängliche Spielphase, in der die eigentlichen Entscheidungen getroffen werden, dauern. Völlig unverständlich wird es, wenn man bemerkt, dass der Zufallsgenerator für Karten entfernt wurde; man kann nur entweder die „Kampagne“ spielen (Blödsinn, da kein Zusammenhang zwischen den Levels besteht) oder aus einer Liste vorgefertigter Levels wählen (schnell erschöpft).

Es ist also schwierig, zu einem sinnvollen Schluss zu kommen. Im Prinzip ist Die Siedler II einfach ein absolut unorigineller Nachfolger, der nichts wagt. Es mag ein wenig komfortabler zu spielen sein, macht sich optisch jedoch schlechter als sein Vorgänger und es fehlt eben der Kartengenerator. Die Katapulte haben mich persönlich sehr schnell genervt. Ist dies also die ultimative Version der Reihe, wie es der generelle Konsens zu sein scheint? Dem kann ich so nicht zustimmen. Die PC-Umsetzung des Originals mit seiner hochgeschraubten Bildschirmauflösung bleibt unübertroffen. Wobei man natürlich trotzdem nichts falsch macht, wenn man diesen Nachfolger zur Hand nimmt.

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