Girl Simulator
für C64

Mr Creosote:
Firma: ?
Jahr: 1986
Genre: Adventure
Thema: Textbasiert / Adult
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 9755
Rezension von Mr Creosote (21.03.2016)
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Seit Eliza sind künstliche Intelligenzen, die sich um das Bestehen des Turing-Tests verdient machen, vornehmlich weiblichen Geschlechts. Dies ist, wie jeder weiß, ein Zeichen wissenschaftlicher Ernsthaftigkeit. Girl Simulator legt seine nicht biologische Natur bereits in seinem Namen offen; trotzdem soll es im Folgenden aus dem in akademischen Kreisen angemessenen Respekt an den gleichen wissenschaftlichen Standards gemessen werden.

„sally“ [sic!] bietet ein optisches Element, bietet also über das übliche Ausmaß an Interaktion hinaus eine visuelle Repräsentation ihrer selbst. Diese Repräsentation bleibt in allen Situationen statisch, jedoch befindet sich das in Graustufen digitalisierte Bild auf einem guten technischen Niveau, besonders für die Entstehungszeit. Stilistisch entspricht es den Erwartungen jener Entstehungszeit, zu erkennen am Stirnband. Subjektiv kann es als recht ansprechend bewertet werden.

Das Leistungsziel wird durch (den Mangel an) Kleidung der Konversationspartnerin intuitiv motiviert. Ein befriedigender Abschluss kann durch die Überredung sallys zu koitalen Aktivitäten erreicht werden. Die künstliche Intelligenz erhält dabei den Eindruck einer wirklichen Konversation hervorragend aufrecht, indem jede Benutzereingabe, die nicht den drei erwarteten Begriffen entspricht, mit dem geschickt mehrdeutigen „that sounds nice“ beantwortet wird.

Sollte der menschliche Proband zu lange benötigen, die richtigen Themen auszulösen, hilft sally nach, indem sie die notwendigen Begriffe selber erwähnt. Dies gestaltet sich sehr subtil, da diese Begriffe in Sätze eingebunden werden, die wiederum Teil einer mehrsätzigen Gesamtaussage sind. Der Eindruck, mit einer echten Frau zu interagieren, ist somit geradezu umwerfend!

Der Konversationsverlauf nimmt daraufhin eine unerwartete Wendung, da sallys Persönlichkeit nicht dem ansonsten im Genre vorherrschenden Wunschbefriedigungsparadigma folgt. Sie bewertet die physische Ausstattung ihres Gegenübers (männlich angenommen) als nicht adäquat und übernimmt deshalb im Mittelteil des Geschehens die Initiative, indem sie für diese offensiv geäußerte Enttäuschung aktive Gegenleistungen verlangt, die vom Alter Ego des Probanden prompt und automatisch eingelöst werden. Im Rahmen ihrer Erläuterungen macht sally dabei einen faktischen Fehler. Zweifellos eine intentionale und damit lobenswerte Entscheidung der an der Erstellung beteiligten Wissenschaftler, um ihre künstliche Intelligenz noch lebensechter erscheinen zu lassen.

Hiermit ist die vorläufige Studie abgeschlossen. Endgültige Ergebnisse werden veröffentlicht, sobald eine ausreichende Anzahl Probanden zur Verfügung standen, statistisch signifikante Daten zu erheben.

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