Death or Glory: Das Erbe von Morgan
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:
Weitere Titel: Death or Glory: The Battle of Morgan
Firma: First Step / Software 2000
Jahr: 1994
Genre: Strategie
Thema: Krieg / Schwerter & Magie
Sprache: Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 8646
Rezension von Mr Creosote (05.08.2017)
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Eine Armee fällt in das Cliché-Königreich ein. Der Herrscher vermutet seinen unehelichen Sohn Xhor hinter der Sache. Dessen Halbbruder Raven kann das nicht glauben, bekommt sich darüber mit seinem Vater in die Haare und wird ebenfalls verstoßen. Mit ein paar wenigen Getreuen will Raven nun den verschwundenen Xhor finden, entlasten und nebenbei die tatsächliche Quelle der Attacken zum Versiegen bringen.

Weg von gesichtslosen Massenschlachten in taktischen Kriegsspielen, mag man sich bei den Entwicklern gedacht haben. Ganz neu war die Idee bereits 1994 nicht, aber immerhin noch recht ungewöhnlich. So stattet man Raven, seinen engen Berater und ein paar andere Anführereinheiten rollenspielmäßig individuell mit Waffen und Rüstungen aus, sie gewinnen an Erfahrung usw. Die Anführer können darüber hinaus pro Mission jeweils generischere Einheiten anheuern, die mehr oder weniger als Kanonenfutter dienen, da sie ohnehin nicht ins nächste Level übernommen werden können.

Die normalen Einheiten sind also Anführern zugeordnet und bekommen, sofern sie sich im Befehlsradius aufhalten, einen Bonus auf ihre Kampfkraft. Auch sind diese Zuordnungen das Mittel einer gelungenen Komfortfunktion: Anführer können ihre Einheiten anweisen, ihnen automatisch zu folgen oder in ihrer Umgebung zu kämpfen, was einem einen Berg Routinebefehle erspart.

Die Anführer haben also einigen spielerischen Wert, aber im Umkehrschluss bedeutet der Verlust auch häufig direkt „Game Over“. Die Missionen sind diesbezüglich recht abwechslungsreich: Selten geht es darum, stumpf alle Gegner zu töten. Meist müssen gewisse Einheiten bestimmte Felder auf der Karte erreichen, Personen beschützt oder befreit werden. Doch den Feinden geht es ähnlich: Gelingt es ihnen, eine zentrale Einheit (bspw. Raven) zu erledigen, ist es eben für den Spieler vorbei.

Viel taktischer wird es dann allerdings auch nicht mehr. Abgesehen davon, Einheiten tunlichst im Radius ihrer Anführer zu belassen, sollte man noch das Terrain beachten, aber damit erschöpfen sich die Einflüsse auf die expliziten Kampfkraftwerte dann auch. Unter der Decke bleibt das Spielgeschehen also eher leichtgewichtig.

Die Level sind trotzdem recht interessant gestaltet, das basiert jedoch sehr häufig auf geskripteten Ereignissen mitten in der Schlacht. Was kein grundsätzliches Problem sein muss, ist leider nicht besonders gut ausbalanciert: Allzu oft werden die logischen Pläne des Spielers völlig über den Haufen geworfen. Das ist wohl auch in der Testphase aufgefallen und so liegt dem Spiel ein Tagebuch bei, das eigentlich bereits den Spielfortschritt beschreibt, bevor er überhaupt geschieht. Eine ziemliche Krücke, anstatt einer wirklichen Lösung.

Ganz im Sinne der Charakter- und Plotentwicklung gibt es zwischen den Missionen einiges zu lesen, doch damit noch nicht genug. Auch in den Missionen unterhalten sich Charaktere und treiben die Geschichte damit voran. Da trifft man weitere Personen, die zu Verbündeten oder Feinden werden können. Explizite Feinde stoßen Drohungen aus. Man findet kleine Hinweise. Das muss man mögen, denn es kann einen natürlich auch aus den taktischen Überlegungen reißen. Insbesondere, da damit einige Zeit unnötig draufgeht, wenn immer und immer wieder übers ganze Schlachtfeld langsamst hin- und hergescrollt wird. Und über die Qualität des Plots, der Charaktere und des Schreibstils kann man sich eh gepflegt streiten.

Die grafische Qualität ist seltsam unausgeglichen. Die Charakterportraits sind dem Vernehmen nach wohl aus externen Quellen „übernommen“, was die Inkonsistenz mit den amateurhaften anderen Zwischenbildern erklären würde. Die Hauptgrafiken der Landkarten, auf denen das eigentliche Spiel stattfindet, muss man wohl als funktional bezeichnen.

Der Schwierigkeitsgrad ist hoch – obwohl es nur 16 Level gibt, wird man einige Zeit beschäftigt sein. Manchmal aus positiven Gründen (weil es mal taktisch fordernd wird), manchmal aus negativen (weil doch wieder ein blödes geskriptetes, völlig unvorhersehbares Ereignis einem alles kaputtgemacht hat). Die nachgeschobene Erweiterungsdiskette schraubt die Schwierigkeit sogar nochmal hoch.

Doch ob man nun zu Ende spielt oder nicht – Alles in Allem macht Death or Glory schon Laune. Wenn man dabei auch noch auf Sword-&-Sorcery-Clichés steht, desto besser.

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