Space Marines: Der stählerne Kaiser
für PC (DOS)

SpaceMarines_Box0001.jpg
Mr Creosote:
Weitere Titel: Space Marines: The Steel Emperor
Firma: Software 2000
Jahr: 1995
Genre: Strategie
Thema: Multiplayer / Science Fiction / Krieg
Sprache: Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 14716
Rezension von Mr Creosote (12.08.2017)
Avatar

Allen Echtzeitschlachten zum Trotz war Mitte der 90er Jahre – Panzer General sei Dank – Hexfeldstrategie eine große Nummer. Software 2000 hatte sich im Kriegsgenre generell noch keinen besonderen Namen gemacht, wollte aber auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Und dann nach dem Motto: Wenn schon, denn schon. Oder nicht kleckern, sondern klotzen. Also erwartet einen gleich mal ein blitzblank gerendertes Intro, Schauspieler sind sauber davor geschnitten, die Stimmen wirken professionell… huch, da müsste doch trotzdem noch ein Spiel folgen, oder? Tut es, und das sogar tiefschürfender als erwartet.

In bekannter Rundenmanier ziehen zwei bis fünf Armeen aufeinander los. Von Panzern und Kampfrobotern geht es schnell zu Luftkissenbooten und Jagdjets über – wobei eine Überforderung des Spielers mit zu vielen Typen und deren massenhaftem Einsatz vermieden wird. Einfach dadurch, dass pro Mission eine strikte Begrenzung der einsetzbaren Gesamtarmeegröße existiert.

Spielerisch wirkt sich das sehr positiv aus, da eine viel stärkere Fokussierung auf die einzelnen Einheiten stattfindet. Eine an strategisch wichtiger Position zu verlieren, kann eine ganze Schlacht drehen, da eben nicht Dutzende direkt dahinterstehen. Noch stärker wachsen sie einem ans Herzen, da sie einzeln aus- und aufgerüstet werden, sowie von Mission zu Mission mitgenommen werden können. Waffentypen verhalten sich prinzipiell unterschiedlich; bspw. macht Artillerie ordentlich Flächenschaden, in den auch eigene Einheiten geraten können.

Beinahe könnte man also von Kommandoeinsätzen sprechen, wenn da nicht die Gegner wären. Soweit vom Computer befehligt setzen diese sehr wohl auf Masse statt kluge Planung. Zwar gelten auch für sie klare Schranken, wie viele Einheiten maximal gleichzeitig im Spiel sein dürfen, doch selbst wenn fast geschlagen haben sie anscheinend weiterhin große Ressourcenbestände, um sich immer und immer wieder mit neuem Material einzudecken. Wenn man da mal nicht Schwächen der künstlichen Intelligenz übertünchen wollte…

Trotzdem bleibt es, insbesondere da man den Mehrspielermodus auch noch extra dazukaufen sollte, auch für Einzelspieler spannend, was nicht zuletzt an den durchdachten taktischen Optionen und gut designten Levels liegt. Die Landschaft bietet vorteilhafte Verteidigungsstellungen, doch schon ein überfrorener See durch plötzlichen Kälteeinbruch kann einem doch einen Strich durch die Rechnung machen. Treibstoff- und Munitionsnachschub können bei Lagern oder durch mobile Einheiten geliefert werden; reparieren kann man die Kampfeinheiten jedoch nur in ersteren. Solche Gebäude, wie auch Fabriken usw. können nicht nur erobert, sondern auch zerstört werden – selbst, wenn sie unter eigener Kontrolle stehen (verbrannte Erde).

So detailliert und tiefgründig wie in gewissen anderen Genremitbewerbern wird es andererseits niemals. Vor- oder Nachteil? Je nach Erwartungshaltung. Space Marines bleibt immerhin überschaubar und bietet gleichzeitig ausreichend Komplexität, doch noch genug Variationen in der eigenen Taktik zu erlauben.

Ähnlich sieht es auch auf technischer Seite aus. Generell ist die Mausbedienung komfortabel. Aber warum muss man dann bitte, um die Minikarte benutzen zu können, erst auf den Optionsmodus umschalten? Warum gibt es keinen Knopf, wie durch diverse andere Spiele mittlerweile etabliert, zu noch nicht bewegten Einheiten zu springen? Die anderen, bereits bewegten, werden auf der Karte noch nicht einmal markiert – erst, wenn sie auch geballert haben.

Die Kampfsequenzen mögen super aussehen, aber wieso zeigen sie eigentlich nie den Terraintyp, auf dem sich die Einheiten begegnen? Zwischen Bergen und Wald mag das schon irritieren, aber spätestens bei Gleitern, die sich eigentlich über dem Wasser befinden, aber sich im Kampf plötzlich auf festem Land wiederfinden, wird es lächerlich. Ach, und warum braucht man eigentlich vier Mausklicks, um diese Kampfszenen abzubrechen? Geschweige denn, dass es eine offensichtliche Option gäbe, sie komplett auszuschalten.

Hier wie dort also: schönes Spiel, aber im Detail war man anderswo zu der Zeit schon den einen entscheidenden Schritt zur Perfektion weiter. Was den Spielinhalt angeht, ist Space Marines eine Ansammlung bekannter Versatzstücke, die allerdings nicht so durchdacht aufeinander abgestimmt sind, wie es den echten Genreperlen gelingt. Und bezüglich des Komforts ist man ebenfalls nicht schlecht, aber auch nicht auf dem Stand der Referenzspiele. Doch die Nagelprobe funktioniert trotzdem: All den „Multimedia“-Schnickschnack hätte man, trotz vergleichsweise brauchbarer Produktion, auch weglassen können, und trotzdem hätte man immer noch gute Unterhaltung. Und das will man als Spieler doch, oder?

Technisches: Wer unter Dosbox spielen möchte, konfiguriere bitte den Grafiktreiber „vesa_nolfb“.

Kommentare (3) [Kommentar schreiben]

TigerFA:
Super Game, habe das schon so lange vermisst.
[Antworten]

Quiz