European Soccer Challenge
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:
Firma: Software Sorcery / Smash 16
Jahr: 1990
Genre: Action, Sport
Thema: Multiplayer / Mannschaftssportarten
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 6804
Rezension von Mr Creosote (08.04.2018)
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Solche Spiele machen einem erst richtig deutlich, wie sehr sich die Welt in den vergangenen 30 Jahren doch verändert hat. Wie sehr Menschen und ihre Gewohnheiten sich verändert haben. European Soccer Challenge habe ich geschenkt bekommen. Seinerzeit gab es zwei Varianten, wie es mit Schenkern älterer Generationen bei Computerspielen ablaufen konnte. Erstens, die bevorzugte Variante des Beschenkten, konnte man einfach nach einer Wunschliste befragt werden. Zweitens konnte einfach irgendetwas gekauft werden. Auf der Basis von… Spielthema und Abbildung auf der Verpackung wahrscheinlich. So kamen meine Brüder und ich zu diesem Spiel.

Es versteht sich beinahe von selbst, dass es ein schreckliches Spiel ist. Von Simpelgrafik und beinahe nicht existentem Sound mal abgesehen gibt es auch spielerisch nichts zu holen. So gar nichts. Tritt man auf niedrigem Schwierigkeitsgrad gegen den Computer an, muss man nur mit voller Kraft von einem leicht identifizierten Punkt in Richtung Tor schießen und trifft zuverlässig jedes Mal. Dreht man den Schwierigkeitsregler nach oben, verhindert der Computerspieler diese Taktik durch offensiveres Grätschen, bevor man die Schusskraft voll aufgeladen bekommt. Aber keine Sorge, es gibt natürlich Alternativen.

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Nein, sie bluten nicht, das sind ihre Beine!

Zwar klebt der Ball an sich an den Spielerfüßen, aber solange man den Ball nicht hat, kann man auch nicht weggegrätscht werden. Also rechnet man eins und eins zusammen, legt den Ball ein paar Zentimeter vor, rennt hinterher, kickt ihn wieder bei Berührung usw. Wodurch man immun gegenüber Tacklings wird, so dass einen nur noch der Torwart stoppen kann. Was auch nur geschieht, wenn er exakt vor einem steht, denn ansonsten ist diese Spielergattung hier völlig nutzlos. Leider rettet auch der Zweispielermodus nichts mehr, denn auch dort funktioniert diese Spieltaktik. Wer gewinnt, hängt also nur von ein oder zwei unglücklichen Einzelszenen ab. Andere Spielmodi gibt es ohnehin nicht.

Soweit, so gewohnt. Schlechte Spiele wird es immer geben und ebenso Menschen, die keinerlei Zeit in ihre Kaufentscheidungen treffen. Heute nicht mehr vorstellbar ist dagegen, wie viel Zeit wir trotzdem in dieses Spiel gesteckt haben! Heutzutage würde man einen solchen Unsinn nach 30 Sekunden in die Ecke pfeffern und vergessen. Im schlimmsten Fall. Damals verbrachten wir ernsthaft Zeit mit dem Spiel. Klar, nicht so viele Stunden wie mit anderen, aber trotzdem schmissen wir es immer mal wieder ein – auch wenn es schon damals mit halbironischen Kommentaren über mangelnden Spielspaß begleitet war. Die Aufmerksamkeitsspanne bzw. die Geduld sowie die Toleranz für Langeweile und Frust waren damals einfach höher und – man bedenke, dass selbst Leerdisketten zum Kopieren von Spielen eine ernstzunehmende finanzielle Investition darstellten – man hatte einfach viel, viel weniger Auswahl.

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