Altered Destiny
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:
Firma: Accolade
Jahr: 1991
Genre: Adventure
Thema: Apokalypse / Humor / Science Fiction
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 11230
Rezension von Mr Creosote (12.05.2018)
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Einen 80er/90er-Jahre-Yuppie wollten wir doch schon alle mal spielen, oder? Und dies ist noch nicht einmal Jones in the Fast Lane, auch wenn einige Parallelen zu Sierras Spiel schon bestehen. Accolade hatte sich erst recht spät aufs Adventuregenre gestürzt und zwar wandten sie ein hybrides Parser-/grafisches Interface an, das bereits bei erster Veröffentlichung anachronistisch wirkte und von dem Sierra sich zur gleichen Zeit gerade verabschiedete. Altered Destiny benutzt natürlich gleiches umständliches Interface, das niemals Sinn ergab, aber immerhin ist die starke Betonung textlicher Erzählung insofern folgerichtig, dass mit Michael Berlyn ein Infocom-Veteran (Infidel, Suspended) seine Feder schwang.

Der Plot dreht sich um besagten Yuppie, der durch seinen Fernseher in eine andere Dimension gesogen wird. Ein laut Selbstauskunft unglaublich mächtiges, aber leider aktuell gefangengehaltenes Wesen heißt ihn willkommen. Eigentlich war ein mächtiger Krieger angefordert worden, aber jetzt muss unser Protagonist halt reichen. Es geht um nicht weniger als die Rettung der Welt.

Wie aus den Sierra-Spielen der 80er Jahre gewohnt steuert man seinen Charakter mit den Cursortasten und gibt Befehle per freier Texteingabe. Ein großes Problem ist, dass das Spiel von seinem Spieler erwartet, Objekte in der Grafik korrekt zu erkennen, zu identifizieren und mit genau dem erwarteten Begriff anzusprechen (was sich seit den frühesten Sierra-Spielen fortspinnt). Weitere Nervereien, wie dass die Texteingabebox mitten auf dem Bildschirm auftaucht, aber die Verarbeitung der Befehle trotzdem sensitiv vom Standpunkt des Protagonisten abhängt sowie dass das gesamte System (trotz einfrierender Zeit bei Texteingabe) sehr schlecht für Timingrätsel geeignet ist, kommen einem ebenfalls sehr bekannt vor. Der Sierra-Designschule ist man ebenfalls insofern gefolgt, dass der Tod immer wieder nur einen falschen Schritt entfernt ist.

Die alternative Maussteuerung zu Bewegen der Spielfigur lindert immerhin ein paar Dinge. Gleich auf dem zweiten Bildschirm lernt man das zu schätzen, wenn man eine geschwungene Treppe hinuntergehen muss, was – man höre und staune – kein ernsthaftes Problem darstellt, dass das Spiel sich automatisch den ungefährlichen Weg sucht (anders als King's Quest IV). Doch ist es nicht traurig, wenn fehlende Nachteile schon als Qualität herhalten müssen, da es so richtig Positives einfach nicht zu vermelden gibt? Die Amiga-Umsetzung ist ebenfalls nicht besonders gelungen. Die geringe Farbanzahl trägt beispielsweise den sehr schön gemalten Hintergründen keinerlei Rechnung. Noch schlimmer ist jedoch, dass alles sehr langsam abläuft: Die Texteingabebox braucht eine ganze Sekunde zum Aufploppen, Charaktere bewegen erst ihre Münder und erst dann darf man in einer Textbox lesen, was sie eigentlich sagen usw.

Trotz der minderwertigen Technik hat Altered Destiny jedoch eine Qualität, die immerhin die ganze Bedenken teilweise vergessen lässt. Die Spielwelt ist recht stark gestaltet, umschifft allzu naheliegende Clichés und Kitsch, wie er Sierras Spielen immer und immer wieder den Todesstoß versetzt hat. Zugegeben, manchmal wirkt es schon etwas zu bemüht mit den Seltsamkeiten, aber Alles in Allem kann es sich sehen lassen. Diese Faszination und die damit einhergehende Neugier (obwohl schließlich ein tieferer Sinn völlig abgeht) hält einen trotz technischer Schwächen bei der Stange. Ob das bis zum Ende reicht, das möge jeder selbst ausprobieren.

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