Innocent Until Caught
für PC (DOS)

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Mr Creosote:
Firma: Divide By Zero / Psygnosis
Jahr: 1994
Genre: Adventure
Thema: Humor / Polizei & Verbrecher / Science Fiction
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 6727
Rezension von Mr Creosote (06.10.2018)
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Ein wirklich humorvolles Spiel zu schreiben, über das sich Spieler wirklich amüsieren können, ist unglaublich schwierig. Fehlgeschlagener Humor gleitet schnell ins Peinliche ab, während mittelmäßige ernsthafte Schreiberei immer noch als akzeptabel rezipiert werden kann. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass viel mehr Spiele in die humoristische Kerbe schlagen als andersherum. Selbst solche, die sich „düster-futuristischen“ Szenarien bedienen, wie Innocent Until Caught.

Kleingauner Jack T. Ladd (örk!) hat echte Probleme. Bringt er nicht schnellstens das Geld auf, seine überfälligen Steuern nachzuzahlen, werden jene in Form des Shakespear'schen Pfund Fleisch eingetrieben werden. Jack tut das, was er nun mal am besten kann: stehlen, lügen und schlechte Sprüche reißen, womit er eine schnelle Mark zu machen und möglichst auch noch der Strafverfolgung zu entrinnen gedenkt.

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Autsch!

Angesichts des Schauplatzes voller dunkler Ecken und zwielichtiger Kneipen, bevölkert anscheinend ausschließlich von Gangs und Prostituierten, sollte man meinen, dies sei nicht der richtige Stoff für Comedy. Trotzdem verrante man sich entwicklerseitig wohl in den Gedanken, „was Lustiges“ werde sich besser verkaufen. Wodurch Jack zu einem besonders unsympatischen Protagonisten wird. Nicht, weil er kriminell ist, sondern weil er einfach niemals seinen Mund halten kann und damit meist Sprüche zum Fremdschämen klopft. Doch damit nicht genug; im dritten Akt gesellt sich dann sogar ein noch nervigerer Sidekick zu ihm…

Spielerisch befindet man sich auf einigermaßen solidem Boden, wobei Jacks Hauptbeschäftigung im ersten Spielabschnitt darin besteht, Bringdienste für andere zu erledigen. Person A möchte Objekt X, das wiederum von Person B aufgrund eines Streits in Beschlag genommen wurde. B könnte sich jedoch mittels Objekt Y überzeugen lassen, X herauszurücken. Und so weiter und so fort. Oder aber, man wird an den Ort N geschickt, um dort Objekt Z auf definitiv illegale Weise zu besorgen, weil Hehler C es wirklich gerne in die Finger bekäme.

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Allerdings!

Keines der Rätsel, denen man unterwegs begegnet, sticht positiv oder negativ heraus. Ihre Lösung wird primär durch die fitzelige Bedienung und die dunkle Grafik behindert. Dass man 1994 noch eine neue Engine auf den Adventuremarkt einführte, die sich immer noch mit dem Äquivalent des von Lucasfilm lange hinter sich gelassenen „Was-ist“-Befehls zur Entdeckung von Bildschirmhotspots herumschlug, ist wahrlich rätselhaft. Die Icons für „Nehmen“ und „Benutzen“ ähneln sich fatal. Der Inventarsack toppt jedoch alles. Es handelt sich einfach um eine freie Fläche, in der der Spieler die Objekte beliebig platzieren soll. Nur, dass der Platz niemals ausreicht. Ach ja, und die Hintergrundgrafiken sind viel zu dunkel. Derart dunkel, dass man gerne mal wichtige Hotspots übersieht. Hotspots, die ohnehin meist ein bisschen zu klein geraten sind. Oder kurz zusammengefasst: Leider verbringt man seine Zeit nicht mit dem Grübeln nach originellen Lösungsansätzen, sondern plagt sich vielehr mit der mechanischen Durchführung von Offensichtlichkeiten herum.

Innocent Until Caught ist keine völlige Gurke. Nur gelingt es ihm ebensowenig, in auch nur einem einzigen relevanten Aspekt wirklich zu punkten. Plot? Lachhaft, aber nicht wie beabsichtigt. Charaktere? Keinen würde man im echten Leben länger als fünf Minuten ertragen. Gameplay? Kreucht am Bodensatz des Akzeptablen herum. Präsentation? Geht in Ordnung, aber 1994 nicht mehr am Zahn der Zeit. Dieses Spiel beleidigt Genrefans nicht, aber es schreit auch nicht gerade danach, gespielt zu werden.

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