Damocles: Mercenary II
für Atari ST

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Mr Creosote:
Firma: Novagen
Jahr: 1990
Genre: Adventure
Thema: Apokalypse / Fliegen / Krimi / Science Fiction
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 33547
Rezension von Mr Creosote (12.07.2002)
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Das 21. Jahrhundert (Tipp: Das soll die Zukunft sein ;)). Interplanetarischer Verkehr ist normal geworden. Viele Planeten in den nahegelegenen Sonnensystemen wurden bereits kolonisiert. Nationen erstrecken sich über ganze Planeten.

Einer dieser Planeten-Staaten ist Eris, der fünfte Planet im Gamma-System. Fünf Monde kreisen um ihn. Eine riesige Hauptstadt, viele Handelsstationen, Raumflughäfen - Eris ist eigentlich nichts besonderes. Zumindest bis sein schreckliches Schicksal bekannt wurde...

Ein riesiger Komet - passenderweise Damocles genannt - hält auf Eris zu! Er wird kollidieren und alles Leben auf dem Planeten auslöschen. All dies wurde vor mehr als 30 Jahren entdeckt. Seitdem konferierte ein planetarisches Komitee über das Problem, veröffentlichte Gutachten und redete, redete, redete. Ohne Ergebnis.

Der einzige, der einen möglichen Rettungsplan entwarf, war ein gewisser Professor Hantzen, der vorschlug, den Kometen mit einer riesigen Bombe zu sprengen. Der Monate vor dem endgültigen Einschlag entschließt sich der Präsident zu einem letzten verzweifelten Schritt: Er heuert einen Söldner an, um Hantzens Plan auszuführen. Dieser Söldner ist man selbst.

Man erreicht Eris ein ganz klein wenig zu spät. Drei Monate Verspätung sind es, um genau zu sein. Nun sind nur noch drei Stunden Zeit vor der Kollision mit Damocles! Und als ob die Situation noch nicht komplziert genug wäre, ist auch noch Hantzen verschwunden. Außerdem will nicht jeder den Kometen zerstört wissen. Ein Großunternehmen will den „toten“ Kometen als Touristenattraktion nutzen. Eine Umweltschutzpartei will ihn „schützen“. Ein seltsamer mystischer Kult scheint auch ein gewisses Interesse zu haben...

So weit, so schlecht. Doch wenn die Bezahlung stimmt, hat man doch noch nie einen Job abgelehnt, oder?

Damocles (später offiziell mit dem Titel Mercenary 2 gekührt) setzt da ein, wo der Vorgänger aufhörte. Die Spielmechanik und -präsentation sind ähnlich: Als eines des ersten Spiele überhaupt ließ Mercenary den Spieler in einer voll ausgearbeiteten 3D-Welt frei in allen Richtungen herumlaufen mit vollen 360° Freiheit. Richtig, kein Schritt-für-Schritt vorwärts stolpern, keine 90°-Drehungen! Damocles hat sogar noch bessere Grafiken! Alles was man sieht sind vollständig modellierte 3D-Objekte, gebaut aus Vektoren. Ein Gebäude wird also nicht in einen undefinierbaren Pixelhaufen zerfallen, sobald man sich nähert - es sieht von Nahem so gut aus wie in der Panoramaansicht. Revolutionär!

Die Steuerung wurde der Spielerperspektive angepasst. Herumlaufen geschieht natürlich mit dem Joystick, aber die etwas komplexeren Steuerungselemente benötigen die Tastatur. Das macht absolut Sinn bei der Menge an Befehlen. Neben typischen Adventureaktionen (Dinge aufheben und manipulieren) muss man unter anderem schließlich auch Fahr- und Flugzeuge steuern. Alles in Allem funktioniert das sehr gut.

Die „Spielwelt“ ist wirklich riesig! Allein auf Eris gibt es 22 Orte. Und wir sprechen hier von einem Sonnensystem mit insgesamt 28 Planeten und Monden, in dem man sich frei bewegen kann! Klar, die meisten Orte sind nicht wichtig. Aber das ist doch wohl nur realistisch, oder? Und die Designer haben sich im Bazug darauf durchaus Gedanken gemacht, und sind zu einer fairen Lösung gekommen: Die wichtigen Gebäude und Plätze sind immer in irgendeiner Weise „markiert“. Wer würde nicht auf das einzige grüne Gebäude in einer sonst vollständig grauen Stadt zu laufen? Und andersherum: Wer würde nicht bemerken, dass alle 16 Millionen (!) Pyramiden auf Midas identisch sind? Na also.

Auf den ersten Blick scheint Damocles ziemlich linear. Es wird einem immer gesagt, wo man hin soll, und was dort zu tun ist. Man sollte allerdings nicht damit rechnen, auf diese Weise gewinnen zu können! Obwohl selbst das beinahe möglich ist, aber eben nur beinahe. Und das ist natürlich nur der einfachste und uninteressanteste Weg! Insgesamt gibt es fünf Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen, und unendlich viele Möglichkeiten, was man in der Zwischenzeit macht, um dorthin zu gelangen. Das faszinierendste an dem Spiel ist wirklich, einfach die Welt zu genießen: Sie zu erkunden, neue Orte zu besuchen, zu handeln - man kann sogar anfangen, sich wie ein Raumpirat aufzuführen ;) Aber ich will hier nicht alles verraten.

Mercenary war schon sehr gut, Damocles übertrifft es noch! Es gab zwei „Data Disks“ für das Spiel. Diese waren aber in echt nur Spielstände, die einen an bestimmten Stellen in den alten Spielablauf warfen, und einem jeweils eine zusätzliche Aufgabe stellten. Und es gab auch noch einen wirklichen Nachfolger (zu dem ich allerdings nichts sagen kann).

1995 sollte Damocles sogar noch auf den PC umgesetzt werden (besser spät als nie). Die ersten Screenshots ließen auf nochmals stark verbesserte Grafik schließen, alles sah sehr vielversprechend aus. Doch das Spiel wurde nie veröffentlicht. Trotzdem: Dass es fünf Jahre nach dem ersten Erscheinen zumindest in Erwägung gezogen wurde zeigt, wie immens populär Damocles war - es hat sich über die Jahre nicht nur wegen seiner revolutionären Technik behauptet, sondern auch wegen seines großartigen, tiefgehenden und fordernden Spielprinzip. Liebhaber klassischer Adventures seien aber gewarnt: Das Fliegen erfordert zumindest grundlegende Geschicklichkeit und man sollte sich auch nicht zu schade sein, ein bisschen was auf dem guten alten „Papier“ mit einem „Stift“ zu „notieren“. Besonders bei den Koordinaten zur Navigation ist das dringendst anzuraten! Sonst findet man sich schnell irgendwo auf dem Ozean wieder, weit und breit nichts als Wasser...

Kommentare (3) [Kommentar schreiben]

Mr Creosote:

Damocles ist (sorry, aber da muss ich dich korrigieren) tatsächlich Mercenary 2. Sieh dir den Screenshot des Titelbildschirms an, da steht es. Falls dir das nicht reicht, sieh die die Mercenary Site ("Related Link") an, da ist es ausführlich erklärt.

Freut mich, dass du das Spiel auch so magst!

Crush:

Damocles & Mercenary war eines meiner Lieblingsspiele, weil auf dem Amiga einfach Keines so derartig schnelle und abwechslungsreiche Grafik bot. In neuen Emus läuft das ganze 1000 mal schneller als früher und macht somit noch mehr Spaß. Allerdings ist Euch ein Fehler Unterlaufen: Es gibt Mercenary1, Mercenary2 (gleiche Game Engine wie 1) und Domcles (Mercenary3 - neue Grafik-Engine)!
Ich habe es leider nie geschafft meine Data-Discs in ADFs einzulesen, weil die ein Fremdformat hatten. So richtig ab gehts bei dem Spiel erst, wenn man sich nach dem Ende weiter hinaus ins Sonnensystem begibt - da sind wirklich noch verdammt viele Planeten mit unterschiedlichen Gebäudearchitekturen!

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