Blade Warrior
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
5/6
Firma: Image Works
Jahr: 1991
Genre: Action
Thema: Kämpfen / Schwerter & Magie
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 29584
Rezension von Mr Creosote (19.12.2019)
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Ein Bösewicht (der auf den tollen Namen Murk hört) bedroht die Welt und ein heldenhafter Schrank von einem Mann mit einem ebensogroßen Schwert sieht es als seine Aufgabe an, den Verrückten auszuhalten… kennt man doch alles, oder? Trotzdem ist Blade Warrior nicht genau das, was man auf den ersten Blick erwartet. Obwohl auch dieser erste Blick es eigentlich bereits ganz interessant aussehen lässt, oder?

Dieser erste Blick fällt natürlich auf die grafische Gestaltung. Die auf zahlreichen Parallax-Ebenen scrollende Landschaft, ganz Ton in Ton gehalten (je nach aktuellem Level), mit dem langsam schwindenden Mond, der die verrinnende Zeit symbolisiert, mit den zuckenden, den Himmel erhellenden Blitzen (die auch aus dem Lautsprecher dröhnen), wird nur durch schwarze Silhouetten überlagert. Der gesamte Vordergrund, vom Spieler über Objekte bis zu Gegnern, wird so dargestellt. Ein atmosphärischer Effekt, der seine Wirkung selbst heutzutage nicht verfehlt – die Optik ist gut gealtert.

Die Monster sind hierzu passend gestaltet. Riesenspinnen krabbeln mit schwingenden Beinen umher, Mumien erheben sich aus ihren Gräbern und torkeln bedrohlich auf einen zu, kleine geflügelte Dämonen flattern umher. Also einige Abwechslung und trotz der Beschränkung auf ihre Umrisse sind die Gegner alle intuitiv erkennbar.

Was auf ihre Verhaltensmuster leider nicht zutrifft, denn sie kämpfen letztlich alle gleich. Die Vielfältigkeit bleibt also an der Oberfläche. Womit wir beim Spielprinzip angekommen wären. Natürlich erwarten jetzt alle die übliche Beschwerde der Marke „mehr Schein als Sein“. Doch tatsächlich versucht Blade Warrior auch so Einiges im Bereich des „Sein“.

Erstens sieht das Spiel zwar nach einem üblichen Beat 'em Up aus, doch die Levelstruktur ist nichtlinear. Die Levels können auf verschiedene Weisen bereist werden. Tore verbinden sie und findet man einen der Magiertürme, kann man auch per Drachenexpress reisen. Wenn man sich nicht gerade vom Ross schießen lässt, was einen dann stattdessen mit etwas Pech in besonders unschönen Gegenden Bruchlanden lässt. Die Türme erfüllen zusätzlich weitere spielerische Funktionen, da ihre Bewohner außerdem diejenigen magischen Objekte zur Verfügung stellen, die man zum Sieg benötigt. Doch natürlich geben sie sie nicht einfach so weg, sondern erwarten ebenbürtige Bezahlung in Form anderer Artefakte, die man erst einmal finden muss und – bis man sie weggibt – auch seine eigenen Kampffähigkeiten aufbrezeln. Dann können auch noch Zaubersprüche aus anderen Stoffen gemischt werden, die bei Verwendung besonders viel Schaden anrichten. Oder auch besondere Tore öffnen können. Die ersteinmal verschlossenen Toren helfen dem Spieler dabei, sich nicht direkt zu verlaufen.

Das übergeordnete Ziel, die für den Endkampf nötigen Artefakte aufzutreiben, werfen sogar ein ganz interessantes Licht auf das Kämpfen an sich. Es ist weder notwendig, noch überhaupt meist ratsam, alle Gegner in langwierige Duelle zu verwickeln. Es tauchen immer mehr auf, ein Versorgungsengpass scheint auf der dunklen Seite nicht zu bestehen. Einigermaßen ungeschlitzt zu seinem Ziel zu gelangen heißt die Devise und ein taktischer Rückzug kann sich Mal ums Mal als gute Alternative erweisen – es sei denn, man läuft gleich der nächsten Gruppe in die Arme und ist damit umzingelt.

Angesichts dieser umfassend positiven Kombination aus spielerischen und visuellen Reizen sollte das Spiel doch ziemlich gut sein, oder? Ziemlich, ja, aber trotzdem reicht es nicht zum Klassikerstatus. Die Kampfmechanik, die trotz Allem natürlich den Großteil der Spielzeit einnimmt, ist doch zu simpel geraten. Man kann gerade mal vier verschiedene Schläge ausführen und diese sind nicht einmal besonders gut animiert (und das in einem Spiel, das sich doch sehr auf Grafik verlässt). Die Gegner haben anscheinend keine Dichte, man kann durch sie hindurchlaufen. Selbst die gelobte Grafik hat ihre Schattenseite, da irrelevante Hintergrundszenerie manchmal nur schwer von relevanten Objekten unterschieden werden kann. Zuguterletzt bietet einem das Spiel keine eingebaute Möglichkeit, seinen Fortschritt zu messen. Das Spiel ist insgesamt recht lang und anfangs weiß man nie so richtig, ob man überhaupt schon etwas Relevantes erreicht hat.

Blade Warrior ist ein Spiel, das mit äußeren Werten zu punkten versucht. Leider sind jedoch genau diese gar nicht so umfanssend überzeugend. Das Spiel ist gut, aber nicht hervorragend produziert. Gleichzeitig kann man den Versuch, die spielerische Komplexität leicht zu steigern und die Welt spielerisch interessanter zu gestalten, im Vergleich zu ähnlich visuell dominierten Spielen (Shadow of the Beast) sogar nach hinten losgehen, denn in unserer Zeit kurzer Aufmerksamkeitsspannen möchte vielleicht niemand mehr diese Zeit und Nerven investieren. Die Investition mag es zwar wert sein, aber eine ganz sichere Sache ist es ist.

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