Energie-Manager
für Amiga (OCS/ECS)

Mr Creosote:
Firma: Rauser / BWMi
Jahr: 1993
Genre: Strategie
Thema: Apokalypse / Geschäftswelt / Lernspiel / Multiplayer
Sprache: Deutsch
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 23547
Rezension von Mr Creosote (29.04.2006)
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1993, also nur vor etwas mehr als zehn Jahren, gab es noch kein „Internet“ der heutigen Ausmaße. Computerzeitschriften mit CDs voller Krams waren auch noch ungewöhnlich. Um genau zu sein erschienen die ersten Versuchsballons Anfang 1994 hier in Deutschland. 1993 war also immer noch ein Jahr der Spieledemos auf Disketten, und solche waren durchaus auf Zeitschriftencovers üblich.

Die meisten Spieledemos sind natürlich auf längere Sicht eher uninteressant. Ein absolutes Highlight des Jahres war ein leicht verändertes Level von Chaos Engine. Überzeugender hätte es nicht sein können! Dann kam auf der Qualitätsskala lange nichts. Und dann, weit, weit weg, ein paar nette „Vollversionen“ von Werbespielen. Eine nicht zu verachtende Alternative zu den oftmals stupiden Demos. Eines dieser Spiele war Energie-Manager.

Das Spiel wurde von Rauser entwickelt, einer Firma, die damals auf eben diesem Markt der Werbespiele recht aktiv war. Thematisch ist es mit Rausers älterem „Klassiker“ Das Erbe zu vergleichen: Das Wirtschaftsministerium versucht, der Zielgruppe Umweltschutzaspekte beim Führen eines Wirtschaftsunternehmens nahezubringen. Aufgabe des Spielers ist es, eine profitable Restaurantkette aufzubauen, und dabei die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.

Schon beim Bau der Gebäude stellen sich einige Fragen, z.B. ob man Solarkollektoren auf dem Dach möchte oder wie die Wärmedämmung von Statten gehen soll. Dann kommt die Einrichtung. Soll es die FCKW-lastige Luxustiefkühltruhe sein, oder doch das schonendere Model? All diese Entscheidungen sind recht offensichtlich, spätenstens nach Studium der Kurzbeschreibungen der angebotenen Optionen.

Die Anreiz, auch die „guten“ Entscheidungen zu treffen, sind jährlich vergebene Preise für das ökologischste Restaurant jeder Stadt. Diese Preise sorgen erstens für einen netten finanziellen Bonus, und zweitens ist es das Spielziel, 20 davon zu sammeln. Viel Geld zu verdienen tritt somit als indirektes Sekundärziel in den Hintergrund.

Der letzte Absatz sollte schon deutlich machen, wie es mit dem Realismus des Spiels bestellt ist. Nicht nur von Regierungsseite wird man für ökologisches Handeln belohnt, selbst den Kunden scheint das Thema am Herzen zu liegen. Als ob jemals der ökologische Standard eines Restaurants die Entscheidung, wo man hingeht, beeinflusst hätte!

Doch Spielwelten müssen nicht zwangsläufig mit unserer Realität übereinstimmen. Energie Manager bemüht sich durchaus, dem Spieler ausreichend Freiheiten zu geben, wie z.B. die Möglichkeit, die Art des Restaurants zu wählen (Fastfood, asiatisch,...), verschiedene Grundstücks- und Gebäudegrößen und nicht zuletzt hat jeder Bewerber für das Personal ein eigenes Profil mit Werten für Qualität und Zuverlässigkeit. Gar nicht mal so schlecht.

Leider werden allerdings diese Voraussetzungen kaum genutzt. Obwohl ein winziger Einfluss all dieser Aspekte auf die Anzahl der Kunden vorhanden sein mag (gute Belegschaft statt einem Haufen Versager), spielt es deshalb keine Rolle, weil der Profit ohne ernsthafte Anstrengung sowieso sofort in Regionen aufsteigt, in denen selbst eine Verdopplung des Selbigen nichts mehr ändern könnte, da man so schnell ohnehin kaum Geld ausgeben kann, wie es reinkommt. Genauso verschwendet ist die Börse. Bevor man ernsthaft anfangen könnte, mit den Wertpapieren der eigenen und der gegnerischen Firmen zu handeln, ist das Spiel schon vorbei, weil durch den unkontrollierten Wildwuchs an Restaurants 20 Preise keine große Sache sind.

So könnte man jetzt noch weitere Beispiele nennen, doch die Tendenz sollte schon klar sein. Das Spiel ist voller verschwendeten Potenzials. Gute Basis, aber kaum etwas davon ist tatsächlich nützlich, da wie so oft bei Werbespielen ein Schwierigkeitsgrad nicht festzustellen ist. Netter Versuch, aber trotzdem nur etwas für Fans.

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