Victor Loomes
für Amiga (OCS/ECS)

Mr Creosote:
Weitere Titel: VL – Das Spiel
Firma: Promotion Software / LBS
Jahr: 1993
Genre: Adventure
Thema: Humor / Krimi / Werbespiel / Science Fiction
Sprache: Deutsch
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 29645
Rezension von Mr Creosote (24.01.2003)
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Victor Loomes ist ein Privatdetektiv im Chicago der 20er Jahre. Und sein Sponsor ist.... die LBS! Wer sich jetzt fragt, wie man das sowohl zeittechnisch (zu der Zeit gab es die LBS noch lange nicht) als auch örtlich (etwas regional auf Deutschland Beschränkteres gibt es wohl kaum... das heißt.... Moment, laut deren Homepage gibt es jetzt auch international „the Bauspar system“!) vereinbaren lässt, der hat die Problematik des Spiels bereits voll erfasst.

Es handelt sich hierbei natürlich um eines der vielen Werbespiele, die Anfang bis Mitte der 90er Jahre herauskamen. Etwas typisch deutscheres und spießigeres als die halbstaatliche LBS und „Bausparen“ im Allgemeinen gibt es wohl kaum. Wie soll man also mit so ödem Stoff die Aufmerksamkeit der Jugendlichen außerhalb des dörflichen Kirchgängergemeinde gewinnen? Die Werbestrategen hielten es anscheinend für am Besten, die eigentlich beworbenen Dinge gar nicht erst groß in Erscheinung treten zu lassen. Stattdessen gibt es sublime Manipulation - es ist doch sicherlich schon allen aufgefallen, dass die Initialien von Victor Loomes die selben sind wie die Anfangsbuchstaben von „Vermögenswirksame Leistungen“, nech? Na also, die geniale Taktik hat gewirkt!

Vordergründig ist der Spieler damit beschäftigt, einem Chicagoer Gangster das Handwerk zu legen, von dem er in der Zeitung gelesen hat, die auf der Straße herumlag - wer braucht schon einen Auftraggeber, der einen bezahlt? So „ganz nebenbei“ bittet einen dann noch eine Nachtclubsängerin, doch bitte ihr Geld gewinnbringend für sie anzulegen. Das könnte man dann doch wohl bei der LBS machen! Doch Moment, die gibt es ja weder in Chicago, noch 1927!

Um das ganze also noch verkrampfter und konstruierter wirken zu lassen, experimentiert gerade „zufällig“ der eigene Nachbar mit einer Zeitmaschine (die exakt genauso aussieht wie die in der ersten Verfilmung (von 1960) von „Die Zeitmaschine“ nach dem Roman von H.G. Wells) und bittet einen, sie zu testen. Wie praktisch, dass der Professor „zufällig“ das Jahr 1993 für den ersten Test auserkoren hat! Und wie praktisch, dass die Maschine „zufällig“ auch nicht nur die Zeit überwindet, sondern auch den Raum - und „zufällig“ auf Frankfurt eingestellt ist!

Tja, und was man jetzt im Deutschland der Gegenwart wohl zu tun hat? Das Geld gut anlegen! Und da bietet sich doch was an? Richtig, die LBS! Die Details schenke ich mir jetzt mal (ist ja auch keine Komplettlösung), aber ein paar erwähnenswerte „Details“ springen doch noch ins Auge.
Zuerst einmal verdient man das Geld gar nicht primär mit dem Bausparvertrag der LBS, sondern an der Börse - trotz der pessimistischen Einschätzungen des professionellen Maklers, der einen am liebsten gleich zur LBS weiterschicken will. Die laut Vorspann „freundliche LBS-Beraterin“ (die für einen ganz persönlich da ist) flößt auch nicht gerade Vertrauen ein, wenn sie rundheraus mal eben von ihrer Vorliebe für die Theorien Erich von Dänikens (dem „Ufo-Forscher“) erzählt, kritiklos an Zeitmaschinen glaubt, und steif und fest behauptet, schonmal Aliens gesehen zu haben. Soll das etwa „cool“ sein? Ich persönlich wäre da etwas vorsichtig mit solchen Leuten, gerade mein Geld ist mir dann doch etwas zu wertvoll, um es irgendwelchen „Parapsychologen“ zur Verwaltung zu geben! Am Ende „investieren“ die das noch in irgendeine ominöse „Erleuchtungssekte“!

Was haben wir also aus diesem Spiel gelernt? Im Jahr 2000 (wo man dann auch noch hinreist, um den Bausparvertrag wieder aufzulösen) sind die U-Bahnen voller Müll, es gibt eine „Umweltpolizei“, die den ganzen Tag armen Kleinkindern die Akkus ihrer Walkmen abnimmt und jeder muss eine Atemschutzmaske tragen. Schüler freuen sich aufgrund der gefilterten Luft auf die Schule - und da behaupte nochmal jemand, Umweltverschmutzung hätte keine positiven Auswirkungen! Und außerdem ist in dieser „Zukunft“ die Geschätsstelle der LBS die einzig saubere Räumlichkeit der Stadt. Ach ja, und die LBS zahlt auf Wunsch auch in purem Gold aus und verschenkt rostige Ofenrohre. Alda, voll fett, ey!

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