Jeopardy!
für PC (DOS)

01.jpg
Mr Creosote:
Weitere Titel: Riskant!
Firma: Sharedata Inc
Jahr: 1987
Genre: Denkspiel
Thema: Umsetzung eines anderen Mediums / Multiplayer / Quiz
Sprache: English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 19655
Rezension von Mr Creosote (15.11.2008)
Avatar

Auch wenn einige Leute (allen voran die Produzenten) sicherlich das Gegenteil behaupten werden, ist Jeopardy! doch eine der gradlinigsten Quizshows im Fernsehen. Vergessen wir mal wieder Frage-Antwort-Kram - das macht es nicht tatsächlich anders. Besonders, da die meisten „Antworten“ auch nur ansatzweise das sind, was man tatsächlich als Antwort gäbe, würde einem die dazugehörige Frage gestellt („Was ist eine Blume“ - „Das sollte man laut Scott McKenzie in Haar tragen, wenn man nach San Francisco kommt“; genau, das wäre auch meine erste Antwort gewesen). Eigentlich bekommen die drei Kandidaten einfach eine Art „Definition“ eines Begriffs, und müssen diesen dann erraten.

Das Spiel lässt die Formulierung der Kandidatenantwort „als Frage“ fast vollständig fallen, indem der „Rahmensatz“ bereits vorgegeben wird. Der Spieler muss nur noch den gesuchten Begriff einsetzen. Doch das ist nicht die einzige gute Entscheidung, die das Spiel macht, um auch auf dem Computerbildschirm noch vernünftig spielbar zu bleiben. Das größte Problem mit solcherlei Spielen ist, dass die Antworten als Freitext gegeben werden müssen, also der Spieler etwas eintippen muss. Ein klassisches Problem - „Multiple Choice“ ist nicht ohne Grund häufiger auf dem Computer zu finden. Was, wenn der Spieler die Antwort zwar offensichtlich weiß, aber ein Synonym, eine andere Schreibweise oder etwas in dieser Art benutzt? Kein Problem in einer echten Quizshow, wo die Antworten mündlich gegeben werden und ein Mensch sie noch interpretieren kann, bevor auf „richtig“ oder „falsch“ entschieden wird. Bei einer nicht denkenden Maschine aber ein riesiges Problem.

Dieses Problem ist prinzipiell unlösbar, aber in Jeopardy! wirkt es sich immerhin nicht so schlimm aus. Auch, wenn das Spiel beispielsweise die Antwort „Goscinny“ erwartet, wird auch „Rene Goscinny“ akzeptiert, anstatt „Zerberus“ kann man auch „Kerberos“ oder „Cerberus“ eingeben usw. Hier ist augenscheinlich sehr viel Zeit darein geflossen, nicht nur die Fragendatenbank aufzubauen, sondern auch alternative Antwortmöglichkeiten einzugeben. Und wo wir gerade bei den Antworten (Entschuldigung, den Fragen natürlich) sind: Sie sind recht abwechslungsreich und wiederholen sich bei normalen Spielkonsum kaum, was natürlich sehr von Vorteil ist. Meist sind sie auch recht eindeutig und lassen somit nicht mehrere Interpretationsmöglichkeiten mit völlig unterschiedlichen Antworten zu.

Das Spiel macht natürlich zusammen mit zwei anderen Menschen am meisten Spaß, aber die Computergegner sind durchaus überraschend brauchbar. Hier unterscheiden sich die beiden Sprachversionen des Spiels recht stark (die deutsche Version heißt im Übrigen noch Riskant! Unter dem Originaltitel lief die Fernsehshow hier ja erst später). In der deutschen Version schlage ich die Computergegner praktisch immer locker, aber in der englischen Version habe ich es schwer, überhaupt mitzuhalten. Das hat zwei Gründe.

Der erste ist ein technischer: In der englischen Version „buzzen“ die Computergegner manchmal so schnell, dass man noch nicht mal die „Antwort“ vollständig lesen konnte! Eine Sekunde ist einfach nicht genug - selbst wenn man die „Frage“ eigentlich weiß, hat man keine Chance, da der Computer sie bereits gegeben hat. Das hat im Übrigen nichts mit einem zu schnellen Computer zu tun, da das Spiel sich anscheinend nicht an Prozessorzyklen, sondern an der Uhr des Computers orientiert zur Zeitmessung (zum Glück). In der deutschen Version passiert sowas nicht - man hat immer genug Zeit zum Lesen, bevor der Computer einem die Frage wegschnappt.

Der zweite Grund ist natürlich der kulturellen Hintergrund. Die Fragen sind zum Glück nicht einfach in eine Richtung übersetzt, sondern komplett andere in jeder Version. Und ob man's gut findet, oder nicht, wir sind nun mal alle deutsch / europäisch geprägt, so dass Antworten bzgl. hiesiger Literatur, Musik oder Sport einem doch leichter von der Hand gehen, als beispielsweise Spezifika zu Hügeln in San Francisco oder bestimmten Baseballsaisons in den USA. Genauso andersrum für entsprechend anders geprägte Spieler, aber im Hinterkopf behalten sollte man diesen Effekt immer (nicht nur bei diesem Spiel, es trifft auf jedes Quizspiel zu).

Grafik und Sound sind leider recht geschmacklos. Es handelt sich um ein CGA-Spiel, schreckliche Farben muss man also ertragen. Das Spiel sieht in etwa so aus, als hätte ein Anfänger mit den Zeichenfunktionen von Quick Basic 4 herumgespielt (da habe ich einige Erfahrung...). Der Sound beschränkt sich auf ein paar Quietschgeräusche aus dem PC-Speaker, die man noch nicht mal abstellen kann (argh!).

Darauf kommt es aber natürlich bei diesem Spiel nicht an. Hier kommt es auf „Quizwissen“ an, und in diesem zugegebenermaßen kleinen Genre ist dies eines der besten Spiele, und gleichzeitig eines der wenigen, die es sich überhaupt auch ernsthaft lohnt, alleine zu spielen.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

[Antworten]

Quiz