Space Hulk
für Amiga (OCS/ECS)
Auch verfügbar für: PC (DOS)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
3/6
Firma: Electronic Arts
Jahr: 1993
Genre: Strategie
Thema: Brettspiel / Umsetzung eines anderen Mediums / Horror / Science Fiction / Krieg
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 17483
Rezension von Mr Creosote (06.12.2008)
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Warhammer und seine Ableger erfreuen sich größter Beliebtheit. Selbst einer meiner Professoren an der Uni bekannte sich auf seiner Institutshomepage als „40K“-Fan (direkt neben der Liste seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen) und benutzte Bilder von „Hulks“ als Bildschirmschoner seines Laptops. Mein erster Kontakt mit diesem „Universum“ war allerdings das Computerspiel Space Hulk, und um eben dieses Spiel geht es in diesem Test. Welch Überraschung!

Das Spiel dreht sich um den üblichen Krieg im Weltraum: agressive Aliens, die „Gene Stealers“ gegen hochgezüchtete menschliche Supersoldaten, die „Terminators“. Der Spieler übernimmt natürlich die Seite der Terminators, und befehligt sie durch die zahlreichen Missionen. Diese bestehen meist daring, einen „Hulk“ (ein riesiges Raumschiff) zu infiltrieren, die sich dort aufhaltenden Gene Stealers zu vernichten, außerirdische Artefakte zu finden oder auch einfach nur lebendig wieder herauszukommen.

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Mangel an Atmosphäre kann man nicht beklagen

Die offensichtliche Art der Umsetzung wäre ein einfacher Rundenmodus gewesen, aber Space Hulk benutzt stattdessen unterbrechbare Echtzeit. Das Geschehen kann jederzeit unterbrochen werden, und während dieser Pausen kann man trotzdem weiterhin seinen Soldaten (normalerweise hat man bis zu fünf; in machen Missionen befehligt man jedoch zwei Gruppen auf einmal) Befehle erteilen. Diese Möglichkeit ist jedoch nur begrenzt einsetzbar. Solange das Spiel angehalten ist, läuft ein Countdown am Ende dessen das Geschehen unvermeidlich wieder Fahrt aufnimmt. Läuft dagegen die Zeit normal, füllt sich die Pausezeit wieder langsam auf. Dieses System erlaubt einerseits vorsichtige taktische Planung, aber hält andererseits immer den Druck auf den Spieler aufrecht.

Dadurch, sowie aufgrund der insgesamt sehr gut gemachten Atmosphäre, ist das Spiel immer voller Spannung, so dass man durchaus von (positivem) Schrecken sprechen kann. Diesbezüglich ist es eines der eindringlichsten Spiele, die ich jemals erlebt habe.

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Vorsichtige Schritte, während die anderen Feuerschutz geben

Trotzdem versagt Space Hulk auf ganzer Linie. Konzeptuell bedingt ist anscheinend, dass die Gene Stealers zwar keine Fernwaffen besitzen, aber im Nahkampf extrem tödlich sind. Oder andersrum formuliert: Sobald sie einem der Terminators nahe kommen, ist der ach-so-perfekt-ausgebildete Typ in schwerer Panzerung nutzlos. Dabei gibt es sogar Nahmampfwaffen, die den Terminators in die Hand gedrückt werden können (wobei diese anscheinend direkt aus den Masters of the Universe übernommen zu sein scheinen: Skeletors Terror Claws und He-Mans Zauberschwert), doch auch diese bringen praktisch nichts, und sobald man einen der Aliens in der dreidimensionalen Ansicht detailliert zu sehen bekommt, kann man den entsprechenden Soldaten auch gleich abhaken.

Problematisch wird das dadurch, dass die meisten Missionen viel Bewegung durch die verwinkelten Korridore der Schiffe erfordern. Wartet hinter einer Ecke schon ein Gegner, war's das meist, denn noch bevor man sich überhaupt zu dem Gegner hindrehen kann, liegt man bereits in kleinen Stücken am Boden. Selbst, wenn man nur defensiv einen Engpass abzuschotten versucht, denn die hochgezüchteten Waffen bekommen früher oder später Ladehemmung (um genau zu sein scheinen sie dauernd Ladehemmung zu haben), und wenn das passiert, ist der jeweilige Terminator ebenfalls Katzenfutter.

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Nicht schon wieder!

Am schlimmsten ist jedoch, dass die Missionen allesamt zeitkritisch aufgebaut sind. Das wirkt sich so aus, dass wenn man nur einen einzigen falschen Schritt macht, die Chancen auf Erfolg bereits verstrichen sind. Schickt man die Terminators nicht auf genau den optimalen Wegen zu den genau richtigen Stellen, findet man sich innerhalb von Sekunden in einer unlösbaren Situation wieder. Das zeigt sich dadurch, dass man die Soldaten nur noch Rücken an Rücken statisch hinstellen kann, und versucht, dem unendlichen Strom von Gegnern so lange wie möglich Standzuhalten, denn der Weg zu Missionsziel ist bereits durch zahllose Gegner (wieder mal alle hinter Ecken) verstopft. Dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: sofort aufgeben, oder zusehen, wie irgendwann dann doch die Waffen die unvermeidliche Ladehemmung bekommen, und das Team abgeschlachtet wird.

Das war's also. Space Hulk ist eine kolossale Enttäuschung. Sehr professionell gemacht, konzeptuell nahe an der Genialität, aber doch völlig unspielbar. Diese Zukunft sieht tatsächlich sehr dunkel aus.

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