Discworld
für PC (DOS)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
4.5/6
Firma: Perfect 10 Productions / Psygnosis
Jahr: 1995
Genre: Adventure
Thema: Cartoon & Comic / Sonstige Fantasy / Humor
Sprache: English, Français, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 30593
Rezension von Mr Creosote (25.01.2009)
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Ein Scheibenwelt-Computerspiel - wenn das mal nicht hohe Erwartungen weckt. Umsetzungen solcher „Kultbücher“ sind natürlich immer besonders gefährdet, die loyale Fangemeinde vor den Kopf zu stoßen. Insbesondere, da sich in diesem Fall die Gruppe der Fans und die der potentiell an Computerspielen Interessierten wahrscheinlich stark überlappen. Der erste Eindruck: Experiment geglückt. Die Grafik erinnert sehr an den Stil Josh Kirbys (dem Zeichner der Buchcovers) und die CD-Version wurde mit professionellen Schauspielern vertont - allen voran Eric Idle in der Hauptrolle als der Magier Rincewind.

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Gehen wir jedoch erstmal einen Schritt zurück: Das Spiel dreht sich um Rincewind, der sich mit einem Drachen herumschlagen muss, der die Stadt Ankh-Morpork bedroht. Drachen existieren eigentlich nicht auf der Scheibenwelt, es sei denn, man glaubt an sie. Dieser spezielle wurde von einer zweifelhaften Bruderschaft, die dunkle Pläne zu verfolgen scheint, herbeigerufen. Bei diesem Abenteuer Unterstützung zu bekommen, birgt ein inhärentes Problem: Bevor man andere Leute dazu bekommt, einem zu helfen, müssen sie erst an den Drachen glauben - was wiederum diesen nur in seiner Existenz stärkt. Doch jetzt, da nachts Häuser und Menschen abgefackelt werden, gibt es wohl keine Alternative mehr, als zu glauben.

Discworld zeigt sich ganz in klassischer Adventuretradition: Rincewind und sein Begleiter, die Truhe, reisen durch die ganze Welt (und sogar durch die Zeit), treffen jede Menge seltsamer Charaktere und lösen natürlich Rätsel. Letztere scheinen der am häufigsten genannte Kritikpunkt an dem Spiel zu sein: sie seien völlig unlogisch, absurd usw. Dies ist jedoch tatsächlich in dieser Schärfe nicht nachvollziehbar. Kritisieren könnte man ein paar wenige Fälle typischer „Adventure-Rückwärts-Logik“, also Lösungen, die zwar absolut logisch wirken, sobald man sie erkannt und umgesetzt hat (weil dann die Motivation / Erklärung nachgeliefert wird, wenn man sieht, was die Aktion ausgelöst und bewirkt hat), jedoch vorher nicht absehbar waren. Größtenteils sind die Rätsel jedoch völlig in Ordnung und folgen auch einer der Welt innewohnenden Logik.

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Ein berechtigter Kritikpunkt ist dagegen das übermäßig häufige Auftauchen des „Das klappt so nicht“-Syndroms. Anstatt die Gelegenheiten, die dem Spiel dadurch gegeben werden, dass der Spieler Dinge ausprobiert, für zusätzliche Witze zu nutzen, werden die meisten mit der genannten Textzeile verschwendet. Und selbst, wenn es Eric Idle ist, der das sagt, nervt es mit der Zeit.

Was uns indirekt zu einem anderen Problem bringt: Das Spiel ist leider recht fehlerbehaftet. Je weiter man im Spiel voranschreitet, desto häufiger zeigen sich technische Probleme. Dialogzeilen werden plötzlich überhaupt nicht gesprochen, einige erklingen in völlig anderen Stimmen und manchmal widersprechen sich der angezeigte und der gesprochene Text regelrecht (das kommt davon, wenn man noch spät im Skript rumpfuscht). Die deutsche Diskettenversion, die ich gespielt habe, als das Spiel neu war, konnte man sogar überhaupt nicht zu Ende spielen, da an einer entscheidenden Stelle ein bestimmter Charakter einfach nicht auftauchte, obwohl er sollte.

Dieses Problem wurde zwar natürlich in den vergangenen 15 Jahren behoben, aber selbst mit dem neuesten Patch traten in der englischen CD-Version, die ich zum Zweck dieses Tests gespielt habe, immer noch diverse starke Probleme gegen Ende des Spiels auf. Im Schlussakt tauchten plötzlich Objekte in den Animationen auf, die ich noch gar nicht eingesammelt hatte, der Rincewind-Sprite verschwand mehrmals völlig und weitere Dinge dieser Art. Man kann das Spiel durchspielen, aber man sollte zumindest auf einige Merkwürdigkeiten gefasst sein.

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Die sich aufdrängende Frage ist nun, ob man deswegen das Spiel „abstrafen“ sollte. In diesem Fall sollte es jedoch reichen, es wie hier getan zu erwähnen, da der Spaß nicht ernsthaft beeinträchtigt wird. Dass das Spiel anscheinend übereilt veröffentlicht wurde, ist trotzdem schade, und noch trauriger ist es, dass diese Fehler anscheinend nie völlig behoben wurden. Doch bei all solchen Aufzählungen muss man natürlich bedenken, dass das Spiel insgesamt recht lang ist, was die Fehlerdichte relativiert.

Letztendlich ist Discworld ein absolut empfehlenswertes Spiel, dass jeder, der prinzipiell an humorvollen Adventures Interesse hat, wärmstens ans Herz gelegt sei. Zeittypisch ist es natürlich ein recht plapperfreudiges Spiel. Es sind nicht etwa die Rätsel, mit denen man den Großteil der Zeit verbringt, sondern die Dialoge. Schreckt einen auch das nicht ab und erkennt man den Vorteil eines Schwerts, das „Ping“ macht, ist man auf der sicheren Seite.

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