Body Bargain
für Interpreter (Z-Code)

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Mr Creosote:
Firma: Amanda Lange
Jahr: 2012
Genre: Adventure
Thema: Horror / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 18213
Rezension von Mr Creosote (19.10.2012)
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Body Bargain ist ein ungemein ekelhaftes Spiel. Was ein hohes Lob ist, denn das Hauptthema des Spiels ist Ekel und es geht mit diesem Thema nicht etwa subtil um. Es spielt in einer nicht näher bezeichneten, aber wohl nahen Zukunft und dreht sich um ein junges Schwesternpaar in den Fängen eines Schönheitschirurgen, dessen eigener Körper seine Visitenkarte ist: Er ist mehr Cyborg als Mensch. Sein Dienstleistungen reichen von seinem ähnlichen Fällen, in denen es um die Ersetzung einzelner Körperteile mit künstlichen Prothesen geht, bis hin zum vollständigen Körperaustausch, wobei ein breites Auswahlspektrum von metallischen (wie in seinem Fall) bis hin zu natürlicherem Aussehen gibt.

Für Letzteres haben sich die beiden Schwestern entschieden. Bereits mit Anfang Zwanzig sehen sie ihre Körper als verbraucht an. Savannah, die ältere der beiden, im wörtlichen Sinne: Sie hat ihren solange gefoltert, bis die zurückbleibenden tiefen Narben ihr noch kleinstes Problem wurden. Rain, die die Rolle der Protagonistin übernommt, ist ein anders gelagerter, aber ebenso klassischer Fall: Sie beklagt sich über Gewichtsprobleme. Als das Spiel beginnt, hat sie ihre Operation jedoch bereits hinter sich: Ihr neuer Körper ist ganz genau so, wie sie es sich immer gewünscht hat.

Hier steigt der Spieler mit der ganzen Macht seiner Doppelrolle einerseits als Rains Alter Ego, andererseits aber auch als autonomer, externer Beobachter, der allerdings zu diesem Zeitpunkt von der beschriebenen Vorgeschichte nichts weiß, ein, und bekommt schnell seine ersten Zweifel: Wie konnte das bitte zu dermaßen überzeugenden Ergebnissen führen? Wie man bald erfährt, können sich weder Rain, noch Savannah ihre Operationen leisten und so haben sie mit dem Arzt eine alternative Bezahlung vereinbart. Im Austausch gegen ihre neuen Körper werden sie ihre Schulden in der Klinik abarbeiten. Was spielerisch bedeutet, dass man sich durch eine Reihe schmerzhafter und sehr blutiger Operationen, in denen der Spieler zum aktiven Komplizen wird, und die auf eine grafische Weise, die nur schwer zu ertragen ist, beschrieben werden, kämpfen muss.

Was im gesamten Spielverlauf seltsamerweise offen bleibt, ist, wie viel Rain eigentlich vorher über die genauen Methoden des Doktors wusste. Das Spiel deutet ihre eigenen Reaktionen durch den sehr klinisch-objektiven Tonfall meist noch nicht mal an. So bleibt es dem Spieler überlassen, die Geschehnisse zu interpretieren und zu bewerten sowie Schlüsse daraus zu ziehen.

Diese Freiheit, die Geschichte zu gestalten, stellt sich gleichermaßen als größte Stärke und Schwäche des Spiels heraus. Body Bargain ist höchst erfolgreich darin, dem Spieler zu kommunizieren, dass es Alternativen gibt zu der blinden Befolgung der Anweisungen des Doktors: In diesem offensichtlichen Lösungspfad werden diverse Räume und Objekte nicht einmal benutzt und sie schreien allesamt förmlich danach, auf clevere Weise anderweitig erkundet und eingesetzt zu werden. Die prinzipiell vorstellbaren Richtungen, die man in der Geschichte einschlagen kann, sind auch klar: Man kann versuchen, das Leiden der Patienten im Kleinen zu lindern, selbst zu entfliehen und natürlich Savannah (die noch auf dem Operationstisch wartet) zu retten… Der Aufbau des Spiels ist diesbezüglich absolut erfolgreich, da es den Spieler für weitere Erkundung belohnt und gleichzeitig diese führt.

Jedoch stellt es sich schließlich leider als unmöglich heraus, überhaupt eines dieser anderen Enden (die allesamt interessant und folgerichtig ausgestaltet sind) jemals zu erreichen. Nicht, weil die generelle Strategie, sie zu erreichen, unklar wäre; ganz im Gegenteil. Es sind einzig und allein Formulierungsprobleme. Während das Spiel in allen anderen Belangen absolut überzeugt, versagt es diesbezüglich doch völlig, und zwar so extrem, dass man im Vergleich zum Rest nur die Hände überm Kopf zusammenschlagen kann. Da gibt es ein Computerterminal, das man theoretisch benutzen kann, und es ist auch klar, welchem Zweck es dienen würde, aber den richtigen Befehl dafür zu finden, ist unmöglich. Andere (im wahrsten Sinne des Wortes) lebenswichtige Objekte werden hinter Aktionen versteckt, die völlig absurd sind und gegen jede Konvention des Genres verstoßen. Was soll man dazu sagen? Unglaublich, wie ein solch gutes Spiel plötzlich dermaßen frustrierend werden kann! Man sollte es wirklich mal spielen, aber dabei keinesfalls viel Zeit auf den Versuch verschwenden, es selbst zu lösen zu versuchen, sondern lieber eine Komplettlösung zur Hand haben. So blöd es klingt.

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