Dune
für PC (DOS)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
5.3/6
Firma: Cryo
Jahr: 1992
Genre: Strategie, Adventure
Thema: Umsetzung eines anderen Mediums / Spionage / Historisch / Krimi / Polizei & Verbrecher / Politik / Mythen und Sagen
Sprache: English, Deutsch, Francais
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 44486
Rezension von Mr Creosote (24.10.2021)
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Lizensierung erfolgreicher Franchises in ein anderes Medium geschieht nur selten aufgrund künstlerischer Überlegungen. Vielmehr sind die Dollarzeichen in den Augen der Auslöser. Der Roman Der Wüstenplanet gehört rein inhaltlich sicher zu den am schwierigsten zu adaptierenden Stoffen. Die Fülle an Charakteren, die Sprünge der Erzählperspektive, die zahlreichen komplexen Themen, die endlosern inneren Monologe… Trotzdem war Mitte der 80er eine Verfilmung entstanden und Anfang der 90er hielt man den Stoff reif für eine Computerversoftung. Die Neulinge von Cryo sollten sich daran versuchen. Nach einigen Schwierigkeiten lieferten sie.

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Danke für die Erinnerung

Was sie ablieferten, war bemerkenswert. Nachvollziehbar beginnt das Spiel mit Paul Atreides' Ankunft auf Arrakis und die Erzählung geschieht komplett aus seiner Sicht. So bekommen die Spieler einen eindeutigen Avatar, der in die Geschichte und das Spielprinzip leitet. Die ersten Aufgaben sind einfach und explizit vom Herzog, Pauls Mutter oder einem der Ratgeber ausgelobt. Langsam öffnen sich dann die Spielwelt und der spielerische Umfang mit der Zeit.

Aufgabe der Atreides ist es, das Gewürz abzubauen, die wichtigste Substanz des Universums. Ihre Erzfeinde, die Harkonnen, befinden sich allerdings ebenfalls auf dem Planeten. Es gilt, das Vertrauen der Fremen zu gewinnen, sich die Saboteure der Harkonnen vom Hals zu schaffen, später ihre direkten Angriffe abzuwehren und schließlich in einem großangelegten Gegenangriff die vollständige Kontrolle über den Planeten zu erlangen. Während man so ganz nebenbei natürlich den immer weiter steigenden Gewürz-Hunger des Imperators zu stillen hat.

Letzteres zeigt bestens, wie Cryo spielerische Notwendigkeiten in die Erzählung verwebt. Der Gewürzabbau ist durch die Forderungen des Imperators klar begründet. Werden diese nicht erfüllt, ist das Spiel sofort verloren. Jede Woche erhöht sich allerdings die gewünschte Menge, beinahe schon in exponentieller Form. Implizit ergibt sich dadurch eine gewisse Dringlichkeit, ein sich langsam steigender Druck, das Spiel zu Ende zu bringen. Und das, ohne im geringsten künstlich zu wirken.

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Langsam wird das Gewürz knapp

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem langsamen, zuerst kaum merklichen Übergang des erstmal stark dialogbasierten, Adventure-ähnlichen Spielprinzips zu strategischerer Planung. Bald kommandiert man ein Dutzend Fremen-Truppen auf der Planetenkarte herum, auf der Suche nach Gewürz, zum Abbau oder schickt sie zum Training ihrer Kampffähigkeiten, und stellt ihnen bessere Ausrüstung zur Verfügung, die man entweder glücklich gefunden oder aber in einer der versteckten Schmugglerstädte erstanden hat.

Jene Schmugglerstädte müssen, wie auch die „Sietches“ der Fremen überhaupt erstmal auf der Karte gefunden werden. Wieder lenkt das Spiel solche Erkundungszüge zuerst recht stark, lässt den Spieler dann aber mehr und mehr los. Und was die Planung und Strategie angeht, so muss Paul anfangs noch wirklich zu jedem Anführer reisen und Befehle persönlich übergeben, während er später telepathische Kräfte entwickelt und Interaktionen somit auch auf Entfernung vornehmen kann. Beides entspricht den spielerischen Notwendigkeiten der jeweiligen Spielphasen (vom Mikromanagement zum Makromanagement, sobalb der Gesamtumfang sich vergrößert) und plotmotiviert.

Nicht ganz ausbalanciert ist die Einheit von Erzählung und Spiel bezüglich des Tempos. Im Rückblick passiert in einer erfolgreichen Partie ganz schön viel in sehr kurzer Zeit, so dass es alles recht gedrängt wirkt. Innerhalb weniger Tage trifft der Spieler zahlreiche relevante Charaktere, verliebt sich, entwickelt Superkräfte und stellt die Machtverhältnisse auf dem Planeten auf den Kopf. Die Fremen werden ziemlich schnell zu Elitesoldaten und das Ökosystem der Wüste verwandelt sich ebenso schnell in grüne Wälder. Spielerisch ist all das nachvollziehbar und gut gewählt. Da die Herausforderungen nicht allzu tief und komplex sind, hätte es sich ansonsten ganz schön gezogen.

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Ja, es ist ein sehr französisches Spiel

Stilistisch wie inhaltlich bedient sich Dune bei den Motiven des Romans und des Films und schüttelt alles gut durch. Thematisch waren breite Schnitte natürlich unvermeidlich, aber inhärent ergibt das Übrige schon noch Sinn. Immerhin hat man sich nicht vollständig auf die externalisierte Action verlegt, sondern ein paar der philosophischen und religiösen Themen zumindest noch angedeutet. Ein paar Charaktere wurden sichtlich nach den Filmdarstellern gezeichnet. Paul erkennt man leicht als den jungen Kyle MacLachlan, Jessica ist Francesca Annis und Feyd der damalige Sting. Anderswo hält man sich überhaupt nicht an diese Vorlage. Dr. Kynes, im Film von dem beinahe glatzköpfigen Max von Sydow verkörpert, ist zu einem haarigen Etwas geworden und Herzog Leto ist, nicht nur optisch, eine völlig andere Person als der ruhige, warmherzige Jürgen Prochnow. Die Erzähltechnik, innere Monologe im Flüsterton vorzutragen, wurde aus dem Film ebenso übernommen wie die Schallwaffen. Die später erschienene CD-Version wartete sogar mit ein paar Filmclips auf.

Das genreüberschreitende Spiel heimste bei Erscheinen gemischte Wertungen ein, wurde aber trotzdem zum kommerziellen Erfolg. Zeichen seiner Popularität kann man bis heute im Internet finden. Wenn überhaupt, dann ist der Ruf des Spiels seitdem gewachsen. Der eher leichtgewichtige Spielinhalt deckt sich gut mit heutigen Spielererwartungen. Narrativ getriebene Spiele sind in der Zwischenzeit zur Norm geworden und das Fantasygenre ist ohnehin im Mainstream angekommen. Man es auch stellenweise etwas klein gedacht sein (beispielsweise sind die Planetenkarte und die Treffpunkte mit den wichtigen Charakteren immer gleich), doch spielenswert ist es allemal. Nicht viele Spiele sind so gut gealtert.

Archivierte Rezension(en) ↓

Rezension von Mr Creosote (20.03.2001)
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Frank Herberts Dune ist einer der bekanntesten Vertreter fiktionaler Literatur - übertroffen nur von der Bibel und ein paar anderen. Millionen Leute haben es gelesen, und sogar die, die nicht, haben zumindest den Namen gehört, weil sie den Film gesehen, den Namen einfach irgendwo aufgeschnappt, oder eines der Computerspiele gespielt haben.

Dune 2 (und das identische Dune 2000) sind die bekanntesten davon. Und sie sind auch angeblich die besseren Teile der „Serie“. Oftmals ist der zweite Teil einer Serie ja auch wirklich besser als der Vorgänger. Aber ist dies hier wirklich eine Serie? Ich werde kurz erklären, wie beide Spiele entstanden.
Virgin Interactive hatte die Buchlizenz erworben. Sie beauftragten zwei verschiedene Teams diese umzusetzen: Westwood und Cryo. Cryo war schneller mit seiner Version fertig. Westwood brauchte ein bisschen länger, deshalb bekam ihr Spiel die „2“ hinter den Namen.
Also kann man Dune 2 wohl kaum einen Nachfolger von Dune nennen. Es sind völlig verschiedene Spiele, die zur selben Zeit entwickelt wurden! Und während Dune 2 viel einflussreicher und erfolgreicher war, hält sich Dune näher an der Vorlage.

In entfernter Zukunft wird das Universum von mächtigen feudalen Clans („Häusern“) beherrscht. Das Geheimnis des intergalaktischen Verkehrs liegt in der Droge Melange, auch als Spice bekannt. Durch Spice bekommen Navigatoren die Fähigkeit, den Raum zu falten. Es zu besitzen ist lebensnotwendig! Das Problem ist nur, dass es nur auf einem einzigen Planeten im gesamten Universum wächst: Arrakis, manchmal auch Dune genannt, weil es eine einzige riesige Wüste ist. Die einzigen „eingeborenen“ Bewohner, die hier leben, sind die Fremen, die sich in Stämmen organisiert haben.
Aber es gibt auch „Ausländer“ auf Dune. Der Imperator Shaddam IV hat die „Lizenz“ Spice abzubauen an das Haus Atreides gegeben, nachdem die Erzfeinde der Atreides, die Harkonnen diese lange inne hatten.

Der Spieler schlüpft in die Rolle von Paul Atreides, dem Sohn des Herzogs Leto Atreides. Die Atreides sind gerade auch Dune angekommen, und die Harkonnen scheinen nicht willens, Dune kampflos zu verlassen. Pauls Aufgabe ist es, Kontakt mit den Fremen aufzubauen, sie zur Arbeit für die Atreides einzuspannen, und letztendlich die Harkonnen von Dune zu vertreiben.
Das Spiel beginnt im Adventurestil. Man läuft herum, redet mit Leuten, entdeckt verschiedene Plätze und so weiter. Aber sobald man ein paar Frementruppen unter eigenem Kommando hat, fängt der strategische Teil des Spiels an. Man kann sie anweisen, was sie arbeiten, wo sie hingehen und was sie benutzen sollen. Aber bevor man nicht einige 'VIPs' auf die eigene Seite gezogen hat, sind nicht alle Optionen verfügbar. Der Adventureteil setzt sich also im Hintergrund fort.
Der Ablauf ist in Tage eingeteilt, aber Schlaf braucht man nicht. Der Imperator erwartet aber regelmäßige Spicelieferungen. Und wenn man seine Forderungen nicht erfüllt (oder erfüllen kann), schickt er seine Elitetruppen: die Sardaukar. Alles ist in Echtzeit, Spice abzubauen, Armeen zu bewegen und herumzureisen kostet also Zeit.

Im Spielverlauf trifft man eine Menge verschiedene und interessante Charaktere. Manche sind sehr hilfreich, manche weniger. Aber sie alle helfen dabei, den Plot vollständig zu entfalten! Alles ist enthalten: eine Verschwörung, Ehre, Freundschaft, Familienprobleme, Politik und sogar eine Liebesgeschichte. Ja, richtig gehört: Dune ist eines der äußerst seltenen Spiele, in denen es so etwas gibt!

Genau so wichtig ist natürlich das Gameplay. Und es ist sehr durchdacht! Sowohl der Adventure- als auch der strategische Teil sind sehr gut gemacht. Und der Strategieteil ist auch wirkliche Strategie und kein verkapptes Actionspielchen wie Dune 2. Der einzige Nachteil ist, dass die Wiederspielbarkeit begrenzt ist. Aber das ist natürlich der Preis einer fesselnden Story...

Kommentare (3) [Kommentar schreiben]

JohnnyX1976:
Freu mich schon das mal wieder zu spielen :)
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