Laser Lords
für CD-i

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Mr Creosote:
Firma: Spinnaker Software / Philips Interactive Media
Jahr: 1992
Genre: Adventure
Thema: Science Fiction / Mythen und Sagen
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 10074
Rezension von Mr Creosote (04.09.2016)
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In den ersten Jahren, in denen das CD-i auf dem Markt war, kamen dafür beinahe ausschließlich sehr simple Spiele heraus; meist handelte es sich um Brettspieladaptionen. Laser Lords ging da als eines der ersten einen völlig anderen Weg und orientierte sich auch konzeptuell an originären Computer- und Videospielen. Natürlich waren Standards für Größe, Länge und Umfang auf diesem neuen CD-basierten System noch nicht definiert. Der Raum war also offen für Experimente und zumindest was die Spiellänge angeht, ist Laser Lords ein wahrer Gigant geworden…

Der Plot dreht sich um einen Bösewicht namens Sarpedon, der das Universum mit Hilfe einer schrecklichen Maschine zu erobern gedenkt. Der Spieler, ein Mensch von der Erde, reist zwischen sieben Planeten, wohl um das im Auftrag eines selbsternannten „Star Lords“ letztlich zu verhindern… wobei ehrlich gesagt die meisten Aktivitäten damit erstmal wenig zu tun haben scheinen. Wird am Ende schon irgendwie zusammenpassen.

Obwohl Grafik und Bedienung an Plattformer erinnern orientiert sich das Spielprinzip an aus dem Adventuregenre bekannten Maßstäben. Genauer gesagt verbringt man 80% seiner Zeit in Dialogen (der Rest sind Reisen von A nach B). Der Protagonist trifft auf zahlreiche farbenfrohe Charaktere, von denen einige direkt einem Buch von Douglas Adams entstiegen sein könnten. Der Humor ist stellenweise sehr eigen; oft ist es nicht einmal klar, ob etwas überhaupt witzig gemeint ist. Nachdem man die erste Spielstunde sicherlich mit permanent hochgezogener Augenbraue verbracht hat, kann man allerdings langsam in Stimmung kommen.

Wobei das, was man auf Augen und Ohren bekommt nicht dabei hilft. Zu den hässlich gerenderten Visagen der Charaktere sind die NPCs auch allesamt vertont. Nebenbei ist anzumerken, dass nur die jeweils andere Seite der Dialoge vertont ist, nicht aber der Protagonist selbst – so dass man immer nur einseitige Konversationen hört, während die eigenen Einwürfe nicht einmal vollständig schriftlich ausformuliert sind, sondern nur als klickbare Schlüsselworte existieren. Hauptkritikpunkt ist jedoch die Schauspielerei an sich. Offensichtlich hat man versucht, besonders „verrückt“ zu wirken, und so bemühen sich alle Schauspieler völlig überzogener, alberner Akzente und Stimmen, die schnell nerven. Was im Übrigen auch auf die „Stimme des Spiels“, als technische Metakommentare zutrifft: „You have received the thing you seek!“ landet schnell auf der Hassliste, so oft wie man es zu hören gezwungen wird!

Schade, denn auf der Habenseite kann Laser Lords den altbekannten Dialogrätseln spielerisch einiges Interessantes abgewinnen. Schwierigkeit und Komplexität liegen darin, zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden und das Wichtige gezielt einzusetzen. Information wird also zur primären Währung. Spielerisch gestaltet sich dies so, dass der Spieler explizit wählen kann, was er in sein Gedächtnis abspeichern möchte, wodurch diese Informationsschnippsel dann wie in einem Inventarsack verwaltet und später eingesetzt werden können. Da dies nicht automatisch geschieht, sondern manuell vom Spieler vorgenommen werden muss, wird es im späteren Spielverlauf zu einer ziemlichen Herausforderung.

Wie bereits angedeutet tritt der globale Plot immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen werden einem viele kleine Geschichten aller Planeten erzählt. Viele davon beziehen sich auf unsere eigene Mythologie und all diese Anspielungen zu entschlüsseln, kann auch einigen Spaß machen. Im Gesamtkontext ist die Geschichte, die so zusammengesetzt wird, zugegeben nicht allzu prägnant und neigt dazu, sich an ungünstigen Stellen hinzuziehen.

Laser Lords, wenn man es fair und ohne Hilfe spielt, kann Wochen oder Monate dauern! Die Spielmechanik ist ganz einfallsreich und führt stellenweise zu spannenden Spielszenen, aber leider schreckt seine Welt vom Experimentieren ab, das man aber sehr viel benötigt, um sich überhaupt langsam vorzutasten. Die Distanzen, die man immer wieder überbrücken muss, um von einem Charakter zum nächsten zu reisen (spielerisch völlig verschwendete Zeit) sind einfach zu groß. Und dann, wenn man endlich ankommt, um etwas auszuprobieren, und sich dieses dann als falsch herausstellt, wiederholen sich bereits bekannte Dialoge nur – nervig.

Alles in Allem ist es also ein Spiel, in dem das Verhältnis zwischen reiner Arbeit gegenüber spannendem Fortschritt sich ungünstig gestaltet, und dessen gute Ideen von zu viel Nerverei aufgefressen werden. Akademisch ist es ein höchst faszinierendes Spiel, aber länger spielen wird es kaum jemand wollen.

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