Aztec Tomb
für C64

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LostInSpace:
Firma: Endurion
Jahr: 2023
Genre: Denkspiel
Thema: Mythen und Sagen
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 966
Rezension von LostInSpace (25.11.2023)
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Die gute alte Hardware aus der goldenen Zeit der Homecomputer wird von vielen Fans gesammelt, instandsetzt, mit verschiedenen Gadgets aufgemotzt und wie ein Schmuckstück aufbewahrt. Bei all den Bemühungen um Konservierung fehlt leider oft die Zeit, die alten Maschinen tatsächlich so zu nutzen wie damals. Einerseits ist man ja schließlich kein Kind mehr, das einem unentwegtem Spieltrieb unterliegt und andererseits ist der Terminplan viel zu voll.

Der Retro Platform Jam lässt nur Spiele zu, die auch wirklich auf solchen alten Geräten lauffähig sind. Bei der Vielzahl der eingereichten Beiträge sollte jeder auch für sein bevorzugtes System mal eine Perle darunter entdecken. In diesem Fall stelle ich ein Mini-Spiel für den C64 vor, das bei der 6. Ausgabe des Retro Jam den 6. Platz belegte.

Aztec Tomb ist stark von dem DOS-Spiel Paganitzu inspiriert und bietet mit nur 8 Leveln eine kurzweilige Unterhaltung von etwa 15 Minuten. Dabei werden nicht die Reflexe gefordert, sondern der Erkundungstrieb und der Spaß am Rätseln angesprochen.

In den jeweils bildschirmfüllenden Leveln verschiebt man in Sokoban-Manier Felsbrocken und umgeht dabei fiese Fallen, die den Spieler aufspießen, bahnt sich mit diesen Felsbrocken einen Weg durchs Wasser, öffnet mit Bodenplatten Türen, sammelt auf seinem Weg möglichst viele wertvolle Diamanten ein und beendet das Level durch Passieren des Ausgangs.

Im direkten Vergleich mit Paganitzu fehlen sämtliche Gegner, die im alten DOS-Vorgänger eine Herausforderung waren. Ob diese in einer vielleicht folgenden Version – für den Wettbewerb besteht ja häufig Zeitdruck – ergänzt werden, bleibt bis dato ungewiss.

In Paganitzu verkörperte der Spieler eine Indiana-Jones-Figur bei der Erkundung eines aztekischen Tempels. Diese Idee spiegelt sich bei Aztec Tomb im Titel des Spiels wieder. Und auch die mit Hut bekleidete und eine Peitsche in der Hand haltende Spielfigur scheint dem berühmten Vorbild nachempfunden. Grafisch ist für mich aber eher eine Parodie auf Indiana Jones als das Original rübergekommen.

Es gibt keine Bonus-Level und keine Secrets. Aztec Tomb ist durch und durch gradlinig, nur auf den kurzen Casual-Spiel-Spaß zwischendurch getrimmt. Demzufolge bekommt man auch keine üppige SID-Musik präsentiert: Der Sound ist auf das Geräusch der verschobenen Felsbrocken und ein aufmunterndes Geräusch beim Abschluss eines Levels beschränkt. Die Grafik ist zweckmäßig, aber ebenfalls nicht überbordend vor Effekten.

Der leicht erreichte Final-Screen zeigt die Anzahl der gesammelten Diamanten an und könnte den einen oder anderen sogar ermutigen, wirklich jeden Diamanten in jedem Level zu sammeln. Das letzte Level entbehrt auch nicht eines gewissen Humors: Die nur durch tatsächlichen Kontakt verifizierbaren, aus der Wand fahrenden Stechfallen müssen durch einen Felsbrocken blockiert werden, um sie ungehindert zu passieren. Man wähnt sich kurz vor dem Ziel, als man die vermeintlich letzte symmetrisch angelegte Falle blockiert hat, nur um dann mit einem siegessicheren Schritt in eine direkt dahinterliegende weitere Fall zu laufen.

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Die letzte Hürde ist geschafft!

Da nicht viel auf dem Spiel steht – kein Lebensverlust, man hat quasi unendlich viele Versuche – mutet dies wie ein netter Gag des Programmierers an, der die Geduld des ach-so-geplagten Spielers kurz vor dem Ende noch mal auf die Probe stellen möchte.

Solche Mini-Spiele sind natürlich nicht für die Ewigkeit. Dazu hängt man der goldenen Ära ja auch um mehrere Jahrzehnte hinterher und das Rad muss ja nicht neu erfunden werden. Aber sie greifen genau die Art von Spielspaß auf, den man wohl damals hatte, und bieten einen denkbar leichten Zugang in neuem Gewand. Man sollte den Geeks and Nerds dankbar sein, die mit solchen Programmen heute mehr oder weniger zum Nulltarif ihre Begeisterung für die alten Homecomputer mit dem Publikum von heute teilen.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

LostInSpace:
Gerade Retro-Computer eignen sich recht gut für leichtgewichtige Puzzle Spiele wie zum Beispiel Aztec Tomb auf dem C64, die den Spieler nicht in einem grafischen Feuerwerk aus lebensechter 3D-Grafik und superrealistischen Raytracing-Effekten ersticken lassen. Hier kann man noch entspannt mit einer Tasse Kaffee vor dem Computer sitzen und knobeln, anstatt durch einen vehementen Sog der psychologisch ausgefeilten Geschichte und den einhergehenden Schockmomenten direkt vom Computer absorbiert zu werden.
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