Death Mask
für Amiga

01.jpg
Mr Creosote:
Firma: Apache Software / Alternative Software
Jahr: 1995
Genre: Action
Thema: Horror / Multiplayer
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 6660
Rezension von Mr Creosote (08.08.2017)
Avatar

Gelingt der technologische Durchbruch dann doch noch nicht ganz, dann kann man entweder aufgeben… oder die nächstbeste Lösung wählen. In letzterem Fall sollte man sich jedoch, wenn das „Nächstbeste“ nicht so richtig gut ist, auf Hohn und Spott einstellen. Was im Folgenden über das Spiel ausgegossen werden wird, womit das Fazit eigentlich auch schon klar sein sollte, oder?

Death Mask versucht ein Doom-Klon zu sein, zu einer Zeit, als solche auf dem Amiga noch nicht existierten. Es läuft auf ECS und AGA und das sogar echt schnell. Sogar im Vollbild. Na ja, so eine Art. Tatsächlich wird nur ungefähr die Hälfte des Bildschirms benutzt, da selbst im Einzelspielermodus der Splitscreen bleibt (im Lotus-Stil). Trotzdem nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass selbst viel spätere Spiele eine flüssige dreidimensionale Darstellung nur auf Kosten der Fenstergröße hinbekamen.

Hier ist der Haken. Death Mask erlaubt keine freie 360°-Bewegung im Raum. OK, zugegeben, auf einer Ebene, die in diskreten Pixeln dargestellt wird, ist wirklich „freie“ Bewegung natürlich streng genommen unmöglich. Doch dieses Spiel kommt nicht einmal in die Nähe! Wir erinnern uns alle an die Darstellung Dungeon Masters? Sicherheitshalber: große Schritte und Drehungen um 90°. Death Mask übernimmt die Drehungen und verdoppelt die Auflösung der Schritte. Wow! Ganze zwei Schritte pro Korridor!

Was die Sache spielerisch sogar schlechter macht. Dies ist schließlich kein gemächliches Rollenspiel, sondern wir befinden uns im Actiongenre. Schnelle, gezielte Bewegungen zu den richtigen Orten und genaue Ausrichtung ist essentiell. Durch die Einführung eines Ungleichgewichts zwischen den Schrittlänge oder des Drehungswinkels wird die inhärente Logik des klassischen Schrittbewegungskonzepts zerstört. Und dafür bekommt man nicht einmal ansatzweise den optischen Eindruck einer flüssigen Bewegung. Andererseits war diese Änderung jedoch essentiell notwendig. Man denke daran, dass frühe 3D-Shooter das Zielen der Waffe auf die Horizontale beschränkte. Wäre jene Bewegung auf die klassischen Schritte und 90°-Drehungen beschränkt, würden die eigenen Schüsse niemals verfehlen.

All die anderen Seltsamkeiten, wie die Designentscheidung, „normale“ Leute in moderner Kleidung als Gegner in einen Dungeon zu stecken, oder sie dermaßen abgehackt zu bewegen, dass es nur unfreiwillig komisch aussieht, oder das vollkommen einfallslose Levellayout sind damit eigentlich irrelevant.

Denn Death Mask leidet an einem fundamentalen konzeptuellen Problem. Dieses Genre kann schlicht und einfach weder so noch so mit einem solchen Bewegungsschema funktionieren! Das „Nächstbeste“ ist in diesem Fall nicht „gut genug“, sondern wertlos. Als ein paar Monate später „echte“ 3D-Shooter mit 360°-Bewegung auf dem Amiga herauskamen, hatte jeder von ihnen zwar auch so seine Macken, aber zumindest konnte man sie prinzipiell ernstnehmen.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

[Antworten]

Quiz