Fields of Glory
für Amiga (OCS/ECS)
Auch verfügbar für: Amiga (AGA) / Amiga (CD32)

0001.jpg
Mr Creosote:
Firma: Microprose
Jahr: 1994
Genre: Strategie
Thema: Historisch / Krieg
Sprache: English, Français, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 11559
Rezension von Mr Creosote (25.11.2016)
Avatar

Die in die Höhe geschnellte Rechenkraft der Heimcomputer rund um 1990 führte zu Anstrengungen, Kriegsspiele zu revolutionieren. Wo vorher Armeen und Einheiten durch abstrakte Symbole repräsentiert wurden, versuchte man nun, „Diorama“-Spiele zu entwickeln und damit an die großen Vorbilder der „Tabletops“ mit komplett modellierten Miniaturlandschaften, Modellen und Figuren heranzukommen.

Fields of Glory ist in diesem Sinne recht weit. Es simuliert eine Hand voll historischer und fiktiver Napoleonischer Schlachten (die historischen können ebenfalls fiktionalisiert werden, indem die Armeeverteilungen und -aufstellungen angepasst werden) und der Detailgrad der Landkarten und der Soldatenfiguren ist recht hoch.

Die zugrundeliegenden Spielideen sind beeindruckend. Die Effizienz der Einheiten richtet sich nach Typ und Gegnertyp (beispielsweise ist Infanterie schlagkräftig gegen Kavallerie, aber nicht so toll gegen Artillerie) sowie ihrer Formation (beim Sturm auf Artillerie verteilt man sich besser) und Terrain (Kavallerie im Wald?). Gebäude können darüber hinaus auch noch als „stationäre Bunker“ fungieren und Gegner beschießen.

Abgesehen vom Stein-Schere-Papier-Konzept hat man auch gar nicht die volle Kontrolle über die Einheiten. Realistischerweise kann man nur dann Befehle erteilen, solange sich die Soldaten in der Reichweiter des richtigen Kommandanten befinden. Sind sie irgendwo am Kämpfen, agieren sie autonom. Vorausplanung wird also besonders wichtig.

Soviel zum Konzept. Die Umsetzung ist allerdings ein einziges Chaos. Einige Schlachtfelder haben beispielsweise sehr prominente Flussläufe. Daraus sollten sich auf Basis dieser ganzen Spielaspekte interessante taktische Varianten ergeben, oder? Könnte so sein, hätte das Terrain irgendeinen Effekt auf die Bewegung. Jedoch überqueren alle Einheiten jegliches Terrain (inklusive Flüssen), als wäre es platter Acker. Scrolling ist ebenfalls ein Problem: Nach Hereinzoomen kann man nicht mehr das komplette Schlachtfeld durchscrollen, sondern nur einen kleinen Ausschnitt (evtl. um nur diesen Teil des Schlachtfelds im Speicher halten zu müssen?). Also muss man dauernd herauszoomen, um dann woanders gleich wieder hereinzuzoomen.

Überhaupt ist das Scrolling sehr langsam und ruckelig. Auf einem normalen A500 kann man das Spiel überhaupt nicht spielen: Nichts bewegt sich, auf Mausklicks wird nicht reagiert usw. Auf einem A1200 wird es einigermaßen erträglich. Warum man eine OCS-Version überhaupt gemacht hat, wenn sie doch nur auf schnelleren Maschinen benutzbar war, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben.

Doch zurück zum Spielinhalt: Das nächste Desaster erwartet einen bei der KI. Außer auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad bleiben die computergesteuerten Armeen immer absolut passiv. Die einzelnen Einheiten verteidigen sich zwar, aber kommen sich gegenseitig aber nicht einmal zur Hilfe, wenn sie angegriffen werden. Kein technisches, aber trotzdem ein weiteres Hindernis: Preußische und Französische Truppen sind kaum auseinanderzuhalten, da sie beide blau tragen. Mit den (rot gekleideten) Briten ist es etwas better, aber auch nicht entscheidend. Der Berg an Problemen ist mittlerweile so hoch, dass die schreckliche Übersetzung ins Deutsche und Französische auch nicht mehr viel ausmacht.

Mit der passenden Hardware (oder Emulationseinstellungen) und den richtigen Spieleinstellungen (höchster Schwierigkeitsgrad, nur Schlachten zwischen Briten und Franzosen usw.) wird das Spiel einigermaßen spielbar. Doch selbst so macht es noch lange keinen Spaß. Es ist dermaßen fehlerhaft, dass es eigentlich unvorstellbar ist, dass es überhaupt eine Qualitätskontrolle durchlaufen sein soll. Ein so unfertiges Produkt überhaupt auf den Markt zu werfen, ist schon eine ziemliche Respektlosigkeit gegenüber den Kunden. Und, genau richtig vermutet, ich habe es gekauft – also entschuldige ich mich einfach mal für den sicherlich durchscheinenden persönlichen Frust…

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

[Antworten]

Quiz