Neugierig auf neue Homebrew-Spiele für DOS-Rechner durchforstete ich verschiedene Games Jams auf der itch.io Webseite. Hauptsächlich anhand der vielversprechenden Screenshots bin ich bei einem Spiel namens Joe Starman On Planet X hängengeblieben. Wie sich herausstellte, ist der Code in QuickBasic geschrieben und kann offen über einen Editor eingesehen werden. Nach Aufbau und die Art ist Starman der typischen Top-Down Ansicht früher Rollenspiele wie Wasteland nachempfunden, in der der Held stets in der Mitte des Bildschirms bleibt und bei jedem Schritt der Bildschirmausschnitt neu berechnet wird.
Mit einer kleinen Geschichte auf der Webseite wird Joe Starman als Erkunder des Kosmos vorgestellt. Wer hätte das bei diesem Namen gedacht! Da sein Raumschiff auf dem unbekannten Planeten X abgestürzt ist, begibt er sich auf die Suche nach den Trümmern und hofft auf eine wundersame Reparatur. In einer grafisch nett in Szene gesetzten archaisch-wilden Landschaft begegnet man insgesamt nur 3 NPCs, die mehr oder weniger hilfsbereit den Weg weisen. Auch eine Pyramide kann dort betreten werden. Eine nerdige Anspielung auf den Splash-Screen vom bekannten Retro-Spiel Planet-X.
Nach einer Speed-Run-mäßigen Zeit von nur 5 Minuten ist mein Raumschiff wieder einsatzbereit. Dies liegt zum einen daran, dass ein Großteil der vermutlich geplanten Ausdehnung noch gar nicht implementiert ist. Als Abgabezeitpunkt beim „Old Software Jam 2018“ wurden ganze 10 Minuten vor der Deadline angegeben. Und zum anderen an einer fehlenden Interaktionsebene mit den NPCs wie Reden oder Kämpfen. Ein rollenspieltaugliches Entwicklungssystem des Charakters ist in der kurzen Spielzeit ebenfalls weder sinnvoll noch implementiert. Sämtliche Textpassage mit Dialogen und Hinweisen werden durch simples Betreten bestimmter Punkte ausgelöst und dadurch führt ein extrem schnell gefundener Pfad auf der Karte schon zum Ziel.
In der DosBox läuft das Spiel völlig ruckelfrei und ohne Bugs ab und ist in seiner Kategorie als QuickBasic Rollenspiel sicher ein vielversprechender Ansatz mit viel Potential für eine weitere Entwicklung. Der Programmierer hat seinem Github-Profil jedoch in den letzten Jahren so gut wie keine weiteren Veröffentlichungen hinzugefügt. Joe Starman On Planet X bleibt daher eher ein Splitter als ein ganzer Felsen, der es hätte werden können.
Bei näherer Betrachtung des Quellcodes zeigt sich die innovative Idee, die das Spiel schon fast wie ein Proof-of-Concept erscheinen lässt. Die Grafiken für die Karte wurden mit Python-Skripten vorberechnet, um in QuickBasic eine möglichst ressourcenschonende Routine zur Darstellung nutzen zu können. Eine interessante Anwendung moderner Methoden, die vielleicht eine willkommene Einladung zum Experimentieren für den ein oder anderen (Amateur)-Coder sein könnte.
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