Freeway Fighter
für Spielbuch

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Mr Creosote:
Firma: Puffin Books
Jahr: 1985
Genre: Rollenspiel
Thema: Apokalypse / Kämpfen / Science Fiction / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 707
Rezension von Mr Creosote (30.12.2023)
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Nach diversen D&D-inspirierten Szenarien, einer Imitation von Raumschiff Enterprise sowie einem Horrorschmöker musste der nächste große Trend dran glauben. Mad Max hatte eine ganze Welle postapokalyptischer Auto-Actionfilme losgetreten. Car Wars hatte dies bereits in ein Spiel übertragen. Games Workshop kopierte es mit Battlecars. In Letzterem hatte Ian Livingstone seine Finger. Also der Autor des Buchs Freeway Fighter. Das Buch ist also sozusagen ein Derivat eines Derivats eines Derivats. Und es wirkt ehrlich gesagt so, als wäre Ian nicht übermäßig motiviert gewesen, es zu schreiben.

Der Auftrag der Spielers ist, sich mit seinem schwer bewaffneten Sportwagen zu einer anderen Stadt durchzuschlagen. Dort dann in einen Lastwagen umzusteigen und zurückzukehren. Lohn der Angst ist es allerdings nicht.

Stattdessen muss man sich durch uninspirierte Absätze über Absätze kämpfen, in denen die Freuden des Fahrens „ohne Angst vor Strafe für Geschwindigkeitsübertretung“ beschrieben werden. Ja, mehr als einmal. Völlig willkürlich und zusammenhanglos tauchen immer wieder bewaffnete Gefährte im Rückspiegel auf und greifen einen an. Und alle möglichen sonstigen wild zusammengewürfelten Einfälle. Aus denen das Buch so ziemlich gar nichts macht. Was auch schon eine Leistung ist.

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Spielerisch liegt die hauptsächliche Herausforderung in der Verwaltung des Benzins. Denn schließlich handelt es sich laut Geschichte nur um die wichtigste Mission für's Überleben der Stadt. Da bekommt man natürlich nur genug Treibstoff für ein Drittel des Weges eingepackt. Na ja, es mag keinen Sinn ergeben, aber schlimm ist es eigentlich nicht. Es entsteht dadurch eine Art Wegpunktsystem. Erreicht man einen solchen ohne Nachschub, ist das Spiel vorbei. So dass man immerhin gar nicht erst bis zum Ende durchgelassen wird, nur um dann zwangsläufig zu scheitern, weil man irgendetwas viel früher nicht entdeckt hatte.

Zweitens gibt es, wie von Livingstone erwartet, eine Menge Kämpfe zu bestehen. Ohne eine hohe Gewandtheit kommt man ohnehin nicht weit, da diese auch abseits der Kämpfe immer wieder abgeprüft wird. Ohne entsprechend hohe Werte auch für das Auto kommt man ebenfalls nicht weit. Die Trennung der Kampfwerte des Protagonisten und seines Gefährts bedeutet primär doppelte Buchführung. Selten ermöglicht sie die Wahl zwischen einer Konfrontation per Hand oder eben zwischen den Autos. Da auf beiden Seiten ungewöhnlich hohe Stärkewerte verwendet werden, ziehen sich Kämpfe weit über die Spannungsgrenze hinaus.

Drittens kommen in der zweiten Spielhälfte dauernde Glückswürfe hinzu. Die Infiltration des Lagers einer fiesen Gang besteht praktisch ausschließlich daraus. Soll das etwa Spaß machen?

Erzählerische Kontinuitätsprobleme sowie generell schlampige Aufbereitung verstärken den negativen Eindruck nur noch. Ihr erinnert euch sicher, man muss nach Benzin Ausschau halten. Man findet immer wieder liegengebliebene Wagen am Straßenrand. Guckt man mal in deren Tanks? Ja, tut man. Exakt einmal. Wo das Buch noch die Frechheit hat zu behaupten, man tue das „wie üblich“. Obwohl man es noch nie vorher getan hat.

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Noch übler kommt man auf einem Pfad an einer Werkstatt vorbei. Der Besitzer bietet einem die Reparatur des bisherigen Schadens am Wagen an. Gegen einen hohen Preis natürlich. Ganze drei Abschnitte später behauptet das Buch dann, der Wagen sei in schlechtem Zustand und müsse dringend repariert werden. Und schlägt vor, dies (trotz Zeitdrucks) notdürftig selbst vorzunehmen.

Der Weg zurück nach New Hope (örk!) dauert dann aus unbekannten Gründen nur einen Bruchteil der Zeit des Hinwegs. Obwohl man ja in einem viel langsameren Gefährt unterwegs ist. Auf diesem Rückweg gibt es noch exakt zwei Gefahrensituationen. In einer davon kommt ein Reifen zum Platzen, man kommt zum Stehen und muss sich mit einem bösen Motorradfahrer herumschlagen. Nachdem man sich dieses Typen entledigt hat, fährt man davon. Als ob nichts gewesen wäre.

Immerhin ist nichts komplett kaputt an dem Buch. Es ist nicht das Desaster des vorigen. Doch was als Gesamteindruck bleibt, ist leider einfach Langeweile. Kurz vor Ende wartet noch ein weiterer völlig willkürlicher Abschnitt, in dem man einen „Rattenmann“ trifft. Ein Mann in Kutte, der einen einfach mal mit lebendigen Ratten bewirft. Nach all dem vorher Geschehenen brachte mich das zum Lachen. Positives Lachen. Zumindest war das mal unerwartet.

Und nicht zu vergessen ergibt sich heraus einer der beiden Faktoren, die das Ende bestimmen. Freeway Fighter ist das erste Buch der Reihe, das Teilerfolge erlaubt. „Du hast deine Aufgabe auf Kosten deines Lebens erfüllt“, „Du hast deine Aufgabe erfüllt“ und „Du hast deine Aufgabe erfüllt und den großen Anführer gerettet“ – drei Stufen. Sicher noch nicht ganz ausgestaltet, aber immerhin ein Anfang, der noch zu mehr führen könnte.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

Mr Creosote:
Wir scheinen uns in einer qualitativen Talsohle der Fighting-Fantasy-Reihe zu befinden. Doch es ist nicht (nur) die Schuld der neu hinzugekommenen Autoren. Freeway Fighter (nicht in Deutschland veröffentlicht) stammt von Seriengründer Ian Livingstone. Seine Mad-Max-Version ist leider nicht so toll gelungen.
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