Voxel. Was zum Teufel sind das? Novalogic machte Voxel mit seiner Voxel-Space-Technologie berühmt und stellte so eine Helikoptersimulation her, die jede andere Simulation grafisch übertraf. Es war revolutionär in einem DOS-Spiel solch realistische Darstellung zu finden, in der die Landschaft tatsächlich da zu sein schien. Anstatt auf getönte dreidimensionale Polygone zu setzen, benutzte Voxel Space Bildschirmpunkte mit Tiefe, um dreidimensionale Welten zu erschaffen, etwa wie auch dreidimensionale Bitmaps. im Wikipedia-Artikel sind genauere Erläuterungen und Beispiele zu finden.
Comanche: Maximum Overkill begann den nächsten Schritt in der Weiterentwicklung der Grafik in dieser Periode. Und das sogar ohne wahnwitzige Hardwareanforderungen an die Rechner zu stellen. Es lief auf damaligen Systeme der Mittel- und unteren Oberklasse, was man von sonstigen Spielen mit neuen Grafikstandards nicht behaupten konnte. Man denke nur an Strike Commander (eine DOS-Flugsimulation von Origin Systems) auf einem 386DX/40… dafür musste man schon auf einen 486DX2/66 aufrüsten. Die Grafik ist auch heute noch gut, man muss sich nur mit der beschränkten Auflösung des DOS-Spiels abfinden.
Der echte Boeing-Siborsky RAH-66 Comanche war der Versuch der US-Armee, einige alternde Helikopter zu ersetzen, aber das Projekt wurde nach der Konstruktion von ein paar Prototypen eingestellt. Das ist für das Spiel wahrscheinlich sogar von Vorteil, da es sich eher um ein Actionspiel als eine echte Flugsimulation handelt. Das mag bei übermäßig ernsthaften Flugophilen schlecht ankommen, aber nicht bei mir. Manchmal will man schließlich einfach nur Dinge abschießen ohne sich um den korrekten „Anstellwinkel“ kümmern zu müssen oder welches Radarsystem man in welcher Höhe vermeiden kann. Comanche richtet sich an einen größeren Markt, der einfach schnell in die Luft steigen und Schaden anrichten will, ohne erstmal eine 400-seitige Anleitung zu studieren, um überhaupt bis zur Startbahn zu kommen (Falcon 4.0).
Die Missionen des Spiels sind recht trocken geschnitzt. Man hat ein designiertes Hauptziel und eine Reihe Sekundärziele. Manchmal sind diese Ziele andere militärische Einheiten wie Helikopter, Panzer oder Kriegsschiffe. Andere Missionsziele sind beispielsweise Ölraffinerien oder andere kritische Infrastruktur.
Die Steuerung ist einfach zu erlernen. Da das Spiel keine realistische Flugsimulation sein soll, ist das Fliegen überhaupt nicht schwierig. Der Helikopter kann über einer Münze schweben und ihn herumzufliegen ist so einfach, wie den Joystick zu bewegen (wenn man denn einen hat). Das Flugmodell ist wirklich so einfach. Beinahe schon zu einfach, aber schließlich ist dies im Kern ein Actionspiel. Wer in einer Helikoptersimulation nach Realismus sucht, sollte lieber nach Janes Apache Longbow (einer sehr guten Helikoptersimulation) Ausschau halten.
Die Bewaffnung besteht aus Raketen, lasergesteuerten Geschosse (für Bodenziele), Stinger-Flugkörper (für Luftziele) und ein 20mm-Geschütz. Man kann auch Artillerieunterstützung anfordern, um Bodenziele, die dicht zusammenstehen, oder schwer gepanzerte Strukturen zu knacken. Auch wenn der Wingman nicht besonders hilfreich ist, kann man auch ihn anweisen, bestimmte Ziele zu zerstören. Als defensive Maßnahme gibt es die bekannten Abfangladungen.
Nach ein paar Kampagnen würde man sich aber schon etwas mehr im Spiel wünschen. Die Missionen sind nicht besonders abwechslungsreich, es gibt fast keine Hintergrundgeschichte und der Wingman ist wie erwähnt fast nicht zu gebrauchen. Die Gegner haben manchmal gottgleiche Fähigkeiten, sie wissen ganz genau, wo man sich befindet, wie sie einem ausweichen können oder sie schicken sogar Geschosse in die eigene Richtung, obwohl man sich in einem Canyon oder hinter einer Bergkuppe verborgen hält. Dafür ziehe ich einen Punkt ab; dafür und wegen des mangelnden Realismus der Landkarten. Man trifft niemals auf Straßen und die Landschaft ist, trotz ihres prachtvollen Aussehens für ein altes DOS-Spiel, was die Farben und Kontrast betrifft zu cartoonartig.
Wer wissen will, was einem damals die Kinnlade herunterklappen ließ, und gleichzeitig auch unterhaltsam zu spielen war, sollte sich Comanche anschauen. Man muss nur beachten, dass man keinen Speichermanager für Extended- oder Expanded-Memory laufen hat sowie dass das Spiel eben keine echte Flugsimulation ist.
Ich gebe dem Spiel 5 von 6 Punkten, schon alleine dafür, welch ein grafischer Genuss das Spiel war. Würde es versuchen realistisch im Sinne einer Simulation zu sein, hätte es gerade man 2 von 6 verdient. Jagt einfach Kram mit einem Lächeln auf den Lippen in die Luft und denkt nicht weiter über das mangelhafte Flugmodell nach.
Übersetzt von Mr Creosote
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