The Island
für Interpreter (TADS)

Mr Creosote:
Firma: Andy Brown
Jahr: 2012
Genre: Adventure
Thema: Horror / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 10305
Rezension von Mr Creosote (10.10.2012)
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Eine (funktionierende) ernsthafte Atmosphäre zu erschaffen ist viel schwieriger als eine lustige. Es liegt in der Natur des Textadventuregenres, dass der Spieler früher oder später auf unpassende Parserantworten oder -fehler stoßen wird. Im Comedygenre kann man das als kleine Albernheit am Rande abtun. In einem Spiel wie The Island, das sich am Horrorgenre (oder zumindest einem unterschwellig unbehaglichen Gefühl) versucht, ist das schwieriger zu verkaufen.

Was leider genau zu dem großen Stolperstein des Spieles wird: Prinzipiell ist es kompetent programmiert, aber die Implementierung ist gerade mal hauchdünn. Der knappe, recht nüchterne Schreibstil passt durchaus ganz gut zu einer Geschichte, die unterschwellige Angst aufbauen soll, doch beschränkt sich diese Umsetzung rein auf den engen Pfad der vorgesehenen Lösung. Doch so erleben die Spieler solch ein Spiel nun mal nicht. Sie verbringen mehr als 90% ihrer Spielzeit damit, von diesem Pfad abzuweichen; sie werden Dinge ausprobieren oder einfach nur die Umgebung näher erkunden wollen. Das ist sogar ein gutes Zeichen. Es muss nicht bedeuten, dass der Spieler bei einem Rätsel nicht weiterkommt, sondern ist meist durch Interesse an Welt und Plot begründet. Wenn die Beschreibung der Umgebung Bäume erwähnt, dann sollten sie besser auch existieren, wenn der Spieler sie genauer untersuchen möchte und wenn er hochklettern will, dann sollte das Spiel bitteschön auch einen guten Grund angeben, warum das nicht gehen soll. Wenn immer wieder mysteriöse Geräusche in der Luft erwähnt werden, dann muss das Spiel auch eine gute Antwort auf ein explizites LISTEN bereithalten. Das ist ja wohl das Mindeste.

Durch seine schwache Implementierung wirft The Island seine Spieler im Sekundentakt aus seiner eigenen Welt. Was wirklich schade ist, denn Einiges ist durchaus richtig gemacht. Die Endwendung erinnert beispielsweise an klassische Horrorkurzgeschichten, wie sie meist in Sammelbänden erschienen (ja, auch daran könnte man noch arbeiten, aber wir wollen mal nicht zu sehr kritteln). Gegen Ende nimmt das Spiel auch rätseltechnisch Fahrt auf (allerdings diesbezüglich der Hinweis, dass es keine gute Idee ist, sein Spiel mit dem kryptischsten Rätsel zu beginnen). Das Potential ist also durchaus vorhanden; hätte man bloß mehr Zeit reingesteckt…

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